„Literaturport – Der Literaturhafen im Internet“ behandelt die Literatur der Region Berlin/Brandenburg auf und von allen Seiten: Über eine Karte können Orte gefunden werden, an denen Literatur stattfindet und die in der Literatur stattfinden, sowie Informationen zu historischen und zeitgenössischen Autoren. Eine Besonderheit ist hierbei, dass die zeitgenössischen Autoren die Einträge zu ihrer Person selbst verfasst haben. Mit zahlreichen Querverweisen, unter anderem zu O-Tönen von Autoren, eigenen weitergehenden Informationen – etwa zu Zeitgenossen des jeweiligen Autors oder literaturtheoretischen Texten, aber auch zu externen Datenbanken – zeichnet sich die Site als umfangreiches Rechercheinstrument aus. Und als besonderes Bonbon gibt es die „Literatouren“, in denen zwölf Berliner Autoren virtuell durch ihre Stadt führen.
Preis verliehen für Gesamtverantwortung, Gestaltung und Programmierung
Anbieter: Literarisches Colloquium Berlin, Brandenburgisches Literaturbüro Verantwortliche Personen: Ulrich Janetzki (Gesamtverantwortung), Peter Walther (Gesamtverantwortung), Claudia Schütze (Gesamtverantwortung), Steffen Kalauch (Gestaltung), Christof Rodejohann (Programmierung/Informationsarchitektur)
Internetadresse: www.literaturport.de
Literaturvermittlung im Netz – noch immer erschöpft sich dieser Versuch zu oft darin, für Papier Geschriebenes auf dem Bildschirm zu reproduzieren. Mitunter kapitulieren Web-Projekte für Literatur auch vor der überbordenden Menge an Material. Der „Literaturport“ zeigt, dass es anders geht. Hier gelingt es, eine fokussierte, webgerecht konzipierte Schnittstelle zwischen Autoren und Lesern zu schaffen, von der beide Seiten gleichermaßen profitieren.
Der „Literaturport“ bietet Schriftstellerinnen und Schriftstellern aus Berlin und Brandenburg einen kleinen, aber komfortabel ausgestatteten Liegeplatz im Web und öffnet deren Werke zugleich auf unkonventionelle Weise für interessierte Leser. Literatur lässt sich über Hörproben – oft vom Autor selbst gelesen – aus erschienenen wie unveröffentlichten Werken erschließen, vor allem aber auch geografisch: Auf Karten werden Orte mit literarischem Bezug, Beziehungen zwischen Werk und Autor lokalisiert – eine literarische Landschaftspflege mit hohem Erkenntniswert. Die gelungene Informationsarchitektur bietet Orientierung beim Stöbern, eine differenzierte Suchfunktion hilft bei der gezielten Recherche nach Autoren, Werken, Verlagen, Veranstaltungen. Schreibende finden ihrerseits eine Plattform, um sich und ihre Arbeit vorzustellen, und einen passgenau auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenen Service mit allen nötigen Informationen über Preise und Stipendien.
Liebevoll umgesetzt ist die Idee der Literatouren: Zwölf Berliner Schriftstellerinnen und Schriftsteller laden zu Themen-Spaziergängen durch ihre Stadt in Text, Bild und Ton ein. Auch hier bietet die Verortung auf Karten nützlichen Mehrwert.
In der geografischen Beschränkung auf die Region Berlin/Brandenburg sieht die Jury keine Schwäche – im Gegenteil. Der enge Fokus vermag den Raum zu schaffen, Informationen solide und detailreich aufzubereiten. Die geplante geografische Erweiterung der Inhalte, so hofft die Jury, sollte der Qualität keinen Abbruch tun.
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