„Wir müssen reden. Über Nazis.“ Unter diesem Motto reden sie über Nazis – die zahlreichen Autoren des ZEIT-Weblogs „Störungsmelder“. 2007 initiierten das Jugendmagazin „ZEIT-Zuender“, das Popkultur-Portal „INTRO“, der Verein „Gesicht Zeigen!“ und die Agentur „WE DO“ gemeinsam mit den Moderatoren Markus Kavka, Ole Tillmann und Klaas Heufer-Umlauf das Online-Projekt gegen Rechtsextremismus. Seitdem wird hier regelmäßig über persönliche Erfahrungen mit Rechtsextremismus, aber auch über politische Strukturen und Hintergründe berichtet. Die hohe Anzahl und die inhaltliche Qualität der Kommentare machen deutlich, dass in diesem Blog ein Thema behandelt wird, über das nach wie vor geredet werden muss.
Preis verliehen für Initiative und Autorenschaft
Internetadresse: www.stoerungsmelder.org
Anbieter: ZEIT online GmbH
Verantwortliche Personen: Christian Bangel (Initiative), Matthias Hörstmann (Initiative), Stefanie Werner (Initiative), Rebecca Weis (Initiative), Boris Fust (Initiative), Claudia Brüninghaus (Initiative), Ole Tillmann (Autor), Markus Kavka (Autor), Klaas Heufer-Umlauf (Autor), Mathias Brodkorb (Autor), Patrick Gensing (Autor), Thomas Hitzlsperger (Autor)
Das Weblog „Störungsmelder“ agiert als eine Art Watchblog für die Aktivitäten von Rechtsextremen und Rechtsradikalen in Deutschland. Das Blog zeichnet sich dabei durch eine sehr sachliche und journalistische Auseinandersetzung mit diesem wichtigen Thema aus. Die Beiträge gewähren einen tiefen Einblick in Hintergründe, Vielseitigkeit und Regionalität der rechten Szene in Deutschland. „Störungsmelder“ überzeugt sowohl durch eine hohe Aktualität als auch durch eine intensive Auseinandersetzung mit der gesellschaftlichen Debatte.
Das Weblog schließt sich dabei nicht populistischen Argumentationen an, sondern bezieht auch selbst Stellung. Zudem gelingt es den Autoren, mit einer guten Moderation auch die bei diesem Thema häufig entgleitenden Diskussionen in den gut genutzten Kommentaren auf eine sachliche Ebene zu führen.
Es passt zum Medium Internet, dass „Störungsmelder“ immer offen für neue Autoren ist und damit die Zahl der Störungsmelder stetig wachsen kann. In der konsequenten Umsetzung des Leitmotivs „Wir müssen reden – über Nazis“ stellen sich die Autoren auch für Schulen und öffentliche Diskussionen zur Verfügung. Damit folgt „Störungsmelder“ in besonderer Weise einer crossmedialen Strategie, die die Inhalte des Webs auf verschiedenen Wegen zugänglich macht. Das Angebot umfasst auch Hilfestellung für Opfer rechtsextremer Gewalt.
„Störungsmelder“ nutzt für die Erstellung seiner Inhalte eine gewöhnliche Blog-Plattform. Die Präsentation der Inhalte mit den klassischen Elementen der Blogs ist reduziert auf elegante Schlichtheit und Übersichtlichkeit. Sie zeichnet sich durch eine gute Benutzerführung aus, die einen Zugriff über Regionen, Themen, Autoren oder Aktualität ermöglicht. Wünschenswert – aus Sicht der Jury – wäre dennoch eine stärkere Einbindung von multimedialen Elementen.