Die Amerikaner nannten es "Little Berlin", das 50-Einwohner-Dorf am Ende der Welt: Mödlareuth an der thüringisch-bayerischen Grenze, einst getrennt durch die Mauer, wurde zum Symbol der deutschen Teilung. 19 Volontäre der Axel Springer Akademie haben eine Woche in Mödlareuth verbracht, um die Einwohner ihre Geschichten erzählen zu lassen. Dabei werden in diesem Webspecial sowohl die journalistischen als auch die technischen Möglichkeiten des Internets voll ausgeschöpft: Crossmedial wird hier große Geschichte im ganz Kleinen erzählt.
Anbieter: Axel Springer Akademie
Internetadresse: littleberlin.de
Verantwortliche Personen: Marc Baron, Katharina Eißner, Sarah Fenske, Julia Finger, Jennifer Fuhr, Maria Gerber, Judith Innerhofer, Matthias Kluckert, Oriana zu Knyphausen, Céline Lauer, Nina Paulsen, Simon Pausch, Karolin Schneider, Thore Schröder, Sophia Seiderer, Kristof Stühm, Sabrina Treisch, Sonja Vukovic, Johannes Wiedemann (alle Idee, Redaktion und Umsetzung)
Seit mehr als 400 Jahren ist das 50-Seelen-Dorf Mödlareuth durch den Tannbach geteilt. Die natürliche Grenze ist auch die von Bayern zu Thüringen, doch sie wurde von den Mödlareuthern viele Jahrhunderte lang nicht als solche wahrgenommen: Man sprach den gleichen Dialekt, die Kinder gingen gemeinsam in die einzige Schule, sein Bier trank man in dem einzigen Wirtshaus im Ort.
1949 änderte sich das. Der östliche Teil Mödlareuths gehörte zur DDR, der westliche zur BRD, und auf einmal war die Grenze nicht nur zu spüren, sie veränderte auch die Schicksale der Einwohner.
Im Mai 2009 besuchten 19 Volontäre der Axel Springer Akademie das Dorf für eine Woche, führten Interviews und fragten sich, was die deutsche Teilung für eine Generation bedeutet, die sie nicht miterlebt hat. Daraus entstanden ist die Website „littleberlin.de“, die Domain gewählt als Referenz auf den Spitznamen Mödlareuths. Die Website bietet eine Reise von der Vergangenheit der Teilung bis in die Gegenwart des Wiedervereinens. Eingeführt wird der Benutzer durch ein ungewöhnliches Video in drei Varianten (Ich, Du, Wir): Ein Balanceakt auf den Resten der Mauer, der die Besucher mit ihren Fragestellungen abholt. Aus unterschiedlichen Perspektiven wurde ein Stück Geschichte authentisch und kreativ mit verschiedenen multimedialen Zugängen aufbereitet.
Die Jury würdigt damit ein Angebot, das einen erfrischenden Blick auf die deutsche Geschichte richtet, ohne erhobenen Zeigefinger, ohne Voyeurismus, aber mit vielen Eindrücken, die die Erinnerung näher bringen als jedes Geschichtsbuch.