Insgesamt 23 in ihrer Qualität herausragende Websites hat die Nominierungskommission für die Endrunde des zehnten Grimme Online Award ausgewählt. In der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf, wurden am Dienstag die Nominierten in den Kategorien Information, Wissen und Bildung, Kultur und Unterhaltung sowie Spezial im Rahmen einer Diskussionsveranstaltung vorgestellt.
Sowohl die nominierten Seiten selbst als auch das Gesamtspektrum der rund 2000 Einreichungen zeigten, wie vielfältig und vielgestaltig die Möglichkeiten des Internet seien, fasste der Direktor des Grimme-Instituts, Uwe Kammann, die Tendenz des diesjährigen Wettbewerbs zusammen. Die Angebote im Netz hätten sich weiter ausdifferenziert, dabei auch an Professionalität und Reife gewonnen.
Auch die Nominierungskommission betont in ihrem Statement den Aspekt der Vielseitigkeit und stellt fest, dass sich immer deutlicher zeige, was das Internet für ein breites Publikum und die Gesellschaft leisten könne. So zeichne es sich auch dadurch aus, dass dort Einzelpersonen ohne großes Budget publizieren könnten, ebenso dadurch, dass es als Wissensarchiv und Kulturmedium fungiere. Dabei sei an die Stelle der großen Durchbrüche die Feinarbeit mit den vorhandenen Instrumenten getreten, die Technik sei inzwischen zweitrangig geworden.
Bemängelt wird von der Nominierungskommission eine oftmals festgestellte Überbetonung der quantitativen Erfolgsaspekte gegenüber den journalistischen Grundsätzen und Qualitäten. Boulevardeske Inhalte würden statt tiefer Analyse prominent platziert, jedes Thema werde mit einer Klickstrecke garniert: "Das ist weder inhaltsreich noch benutzerfreundlich."
Bei den diesjährigen Nominierungen finden sich Angebote publizistischer Meinungsführer – wie MDR, Arte, HR, WDR, Schweizer Fernsehen und "Die Zeit" – neben einer Reihe von Nischen-Angeboten, die meist privat erstellt werden. So führt Alexander Görsdorf, selbst Träger einer Hörprothese, in seinem Blog "Not quite like Beethoven" in die Welt der Hörgeschädigten ein und berichtet dabei in Anekdoten auf witzige, auch ironische Weise über das Leben mit einer Hörbehinderung. Die Kölner Kostümbildnerin Sandra Smilla Dankert läuft mit offenen Augen durch die Großstadt: Sieht sie interessante Menschen, bittet sie sie für ihr Blog "anders-anziehen" vor die Kameralinse und fragt: "Was ist dir wichtig im Leben?".
Von Absolventen der Axel Springer Akademie stammt "Little Berlin – Ein Dorf deutscher Geschichte", ein Angebot, das durch seine vorbildliche Nutzung der Möglichkeiten des Internet beeindruckt. Das Thema Wiedervereinigung wird darin interaktiv, multimedial und mithilfe unterschiedlichster Netzformate dargestellt – am Beispiel des Mikrokosmos des Dorfes Mödlareuth.
"Frischfilm – Die Kurzfilmplattform des Schweizer Fernsehens" ist in diesem Jahr eines der wenigen interaktiven Angebote unter den Nominierungen. Die Nutzer können dort u.a. eigene Kurzfilme hochladen oder auch andere Videos kommentieren und bewerten. In der Kategorie Spezial ist das Online-Angebot der Wochenzeitung "Die Zeit" nominiert. Seit der Neugestaltung im letzten September steche es aus der Masse der Nachrichtenangebote im Netz heraus, die Debattenkultur der Wochenzeitung werde "vorbildlich und erfolgreich im Netz umgesetzt, der Leser aktiv eingebunden."
Einen etwas anderen Zugang zum Thema Fußball biete die nominierte Seite "fussballwurst.de", die sich der "Förderung der Bratwurstkultur auf dem Fußballplatz" verschrieben habe und ausführlich über die "Stadionwürste" in Deutschland und über die Grenzen des Landes hinaus. In den Blogs "Thomas Trappe" und "André Marty berichtet" geht es dagegen politischer zu. So berichte der Lokaljournalist Trappe über Leben und Arbeit in der sächsischen Stadt Riesa und beschreibe dabei mit Erkenntnisgewinn für alle ein immer wieder fremd wirkendes Deutschland. Der Israel-Korrespondent des Schweizer Fernsehens wiederum, André Marty, bereichere in seinem Blog die Berichterstattung über Israel und den Nahen Osten mit überraschenden, genau beobachteten Alltagsmomenten und liefere Hintergründe zum Spannungsfeld von Politik, Kultur und einer merkwürdig fremd-nahen Lebenswelt.
Die Nominierungen des diesjährigen Grimme Online Award werden am 16. Mai um 16.30 Uhr im 3sat-Magazin "neues aus der digitalen Welt" vorgestellt. Informationen zur Sendung gibt es auf http://www.3sat.de/. Ab sofort ist die Wahlplattform für den Publikumspreis freigeschaltet: Auf der Website von TV SPIELFILM unter www.tvspielfilm.de/grimme kann jeder Internetnutzer für seinen Favoriten unter den Nominierungen abstimmen und dabei auch an der Verlosung von zwei MSI® Wind U160 Netbooks teilnehmen.
Aus den 23 Nominierungen in den Kategorien Information, Wissen und Bildung, Kultur und Unterhaltung sowie Spezial wird die Jury die endgültigen Preisträger ermitteln. Sie werden am 30. Juni bei der Preisverleihung in der Kölner Vulkanhalle bekanntgegeben werden.
Mehr Informationen zu allen Nominierungen des diesjährigen Grimme Online Award gibt es auch auf Facebook.