Grimme Online Award 2024

keine.erinnerungskultur

Screenshot Webseite "keine.erinnerungskultur"

Preis verliehen für Idee und Umsetzung

Internetadresse: tiktok.com/@keine.erinnerungskultur

Gesamtverantwortung: Susanne Siegert

Begründung der Jury: „Das lernst du in der Schule NICHT über Nazi-Verbrechen!“ Mit diesem Satz hat Susanne Siegert ihren Tik-Tok-Kanal „keine.erinnerungskultur“ überschrieben. Aufgewachsen in Bayern, in der Nähe des KZ-Außenlagers Mühldorfer Hart, des größten Außenlagers des KZ Dachau, wird Susanne Siegert bei ihrem ersten Besuch des Lagers klar, dass sie – trotz lokaler Nähe ihres Wohnorts und ihrer Schule dorthin – bis dato nichts davon gehört hatte. Sie beginnt sich in Online-Archiven selbst über die Geschichte des Lagers zu informieren und stellt dabei fest: Die Verbrechen der Nationalsozialisten wurden hier in ungewöhnlicher Detailtreue dokumentiert. Sie teilt das, was sie herausfindet, zunächst über Instagram und dann auf TikTok. Ihren Accountnamen hat sie gewählt, weil die Zielgruppe, an die sich wendet, keine persönliche Erinnerung an die nationalsozialistische Zeit haben kann. Es geht ihr darum, zu zeigen, wie allumfassend die Verbrechen der Nationalsozialisten waren, wie viele Menschen und Orte es betraf und vor allem, wie es zum NS-Regime kommen konnte. Was die Geschichte des Nationalsozialismus mit jungen Menschen zu tun hat, dazu stellt sie immer wieder nachvollziehbare Bezüge zum hier und jetzt her – etwa mit Blick auf den Christopher Street Day, die Olympischen Spiele oder die Verwendung von Nazi-Begriffen in Reality-TV-Sendungen. Susanne Siegert vermittelt dabei nicht nur Wissen über die NS-Zeit, sondern gibt auch Anleitungen, wie man sich selbstständig in Online-Archiven Informationen beschaffen kann. Es gelingt ihr, ihre Inhalte dabei in vorbildlicher Weise an das Format TikTok anzupassen und ihre Informationen und Erkenntnisse fundiert, transparent und nachvollziehbar darzulegen: Auf einer mit Content überladenen Plattform bietet sie mit Wissen und Fakten vollgepackte einminütige Videos, stets unterstützt durch audiovisuelles Material sowie Dokumentenauszüge. Mit ihrem TikTok-Account sorgt sie für ein Bildungsangebot, das es einer jungen Generation ermöglicht, sich mit einer der dunkelsten Phasen der deutschen Geschichte, an die sie selbst keine eigenen Erinnerungen hat, auseinanderzusetzen. Gerne mehr davon!

Beschreibung: Auf ihrem TikTok-Kanal „keine.erinnerungskultur“ klärt Susanne Siegert über die Verbrechen der Nazis im und vor dem Zweiten Weltkrieg auf und macht deutlich, warum es noch heute so wichtig ist, sich mit den Geschehnissen auseinanderzusetzen. Einprägsam sind auch die Gespräche, die sie mit der jüdischen Holocaust-Überlebenden Renate Aris aus Chemnitz führt. Über 190.000 Menschen folgen ihrem Account, einem Gegengewicht zu Fake News und Hetze und ein Beweis dafür, dass auch anspruchsvolle Themen wie die NS-Zeit auf TikTok erfolgreich umgesetzt werden können.

 
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