Preis verliehen für Redaktion und Produktion
Internetadresse: netzpolitik.org/systemeinstellungen/
Anbieter: netzpolitik.org
Host, Produktion: Serafin Dinges
Redaktion: Anna Biselli, Ingo Dachwitz, Chris Köver, Sebastian Meineck
Cover-Design: Lea Binsfeld
Titelmusik: Daniel Laufer
Begründung der Jury: Die Podcastreihe „Systemeinstellungen“ von netzpolitik.org schafft den Spagat, ein hochgradig technisches Thema mit relevanten gesellschaftlichen und politischen Fragen zu verbinden. Schon der Titel „Systemeinstellungen“ ist ein Wortspiel. Das System, von dem hier die Rede ist, ist unser gesellschaftliches, kulturelles und politisches System. Das Wortspiel ist mit Bedacht gewählt und setzt sich in einzelnen Episoden fort, wenn beispielsweise von „Link-Extremismus“ die Rede ist. Die kluge Erzählweise des Podcasts paart sich dabei mit außergewöhnlichen Protagonistinnen und Protagonisten, die ihren jeweiligen Fall anschaulich schildern und somit auf die grundsätzlichen Probleme staatlichen Machtmissbrauchs im Umgang mit progressiven Positionen aufmerksam machen. Wer die einzelnen Fälle aufmerksam verfolgt, erschrickt und zweifelt bisweilen an der Rechtsstaatlichkeit der darin erwähnten Akteure und ihrer Maßnahmen. Die Auswahl der Fälle ist dabei vielfältig und abwechslungsreich, alle Episoden sind mit viel Liebe zum Detail gestaltet: So werden im Netz nicht nur zahlreiche Zusatzinformationen zu jeder Episode gegeben, sondern auch die Möglichkeit zur Kommentierung, wovon auch Gebrauch gemacht wird – diese Podcastreihe „ist“ Social Media und nicht einfach ein ins Netz gestellter Audiofile. Die „Systemeinstellungen“ schaffen es dabei inhaltlich immer wieder, die Relevanz von technischer Überwachung, den Umgang mit Geflüchteten sowie das Mittel der Hausdurchsuchungen als repressives Mittel der Sicherheitsbehörden in ihrer teils grenzüberschreitenden Absurdität darzustellen. Während viele der Beispiele in einzelnen Expertenkreisen bekannt waren, zeichnet netzpolitik.org mit den „Systemeinstellungen“ noch einmal das „big picture“ über die Paradoxien unseres Rechtsstaates und erschließt sie für den Mainstream. Deutlich wird: In einer Zeit, in der politische Extremisten auf dem Vormarsch sind, verfolgt der Staat mit einer bisweilen erschreckenden Unerbittlichkeit Klima-Aktivsten und Pfarrerinnen, die sich für Geflüchtete einsetzen. Unabhängig der eigenen politischen Verortung, müssen diese Exzesse öffentlich gemacht, aufgearbeitet und publizistisch sowie strafrechtlich verfolgt werden, wenn notwendig. Ein erster Schritt dafür ist dieser Podcast. Daher verdienen die „Systemeinstellungen“ zurecht einen Grimme Online Award 2024.“
Beschreibung: Der siebenteilige, netztauglich aufbereitete Doku-Podcast „Systemeinstellungen“ von netzpolitik.org erzählt Geschichten von Menschen, die unvermittelt ins Visier des Staates geraten. Es geht um Durchsuchungen von Wohnungen, Smartphones und Computern, um erschüttertes Vertrauen und Ohnmacht. Wie weit darf der Staat gehen? Wer trägt die Verantwortung, wenn er Grenzen überschreitet? Und sind das eigentlich noch Fehler im System oder hat es System, dass bestimmte Menschen schneller kriminalisiert werden als andere?