Die Geschichte einer Liebe. Oder einer Ehe? Die Schweizerin Lena und der Senegalese Mamour, der ohne Papiere in der Schweiz lebt, heiraten – und Dominik Galliker ist für seine Multimediareportage "Mamour, mon amour" dabei.
Die kurzen, einfühlsamen Texte beschreiben den Tag der Hochzeit sowie die Geschichte der Beziehung, die Unsicherheit Lenas und das Drängen Mamours, damit sie gemeinsam ein angstfreies Leben führen können. Videos der Protagonisten und der Hochzeitsgäste und Schwarz-Weiß-Fotos vervollständigen das Stimmungsbild.
Preis verliehen für Konzept, Autorenschaft und Umsetzung
Internetadresse: mamour.ch
Anbieter: BZ Berner Zeitung
Verantwortliche Personen: Daniel Barben (Umsetzung), Dominik Galliker (Konzept, Autorenschaft und Umsetzung), Enrique Muñoz García (Umsetzung)
Wie die Liebe ist auch dieses "Scrollytelling" ein kleines Wunder. Sein Inhalt ist klassischer Stoff: eine Liebesgeschichte. Und die Form ist genial: Der Nutzer wird gezwungen, 161 Einzelfolien durchzuklicken bis zum großen Versprechen.
Das Angebot zwingt einen, Seite für Seite nach vorne zu scrollen, und der Nutzer hat keine Möglichkeit, mit Hilfe der Navigation zum Ende der Geschichte zu springen. Diese beabsichtigte Beschränkung macht ungeduldig, weil es zur Gewohnheit geworden ist, rumzusurfen, zu klicken, zu springen, die Interaktion zu steuern. Bei der Schweizerin Lena und dem Senegalesen Mamour, der ohne Papiere in der Schweiz lebt, geht es auch um das Warten und um das Ungewisse, die mangelnde Kontrolle, das Schicksal eines Flüchtlings. Ja oder Nein? Vor oder zurück? Diese Geschichte zieht einen in ihren Bann. Schnell wird deutlich, dass die reduzierte Form, der Zwang der Linearität, unmittelbar im Zusammenhang mit der Geschichte steht. Somit hat nicht nur die einfühlsam erzählte, auf das Wesentliche konzentrierte Lovestory die Jury begeistert, sondern auch die außergewöhnliche Erzählform, die die lineare Form als Stilmittel einsetzt.
Das Web-Experiment besticht durch seine Texte, Audios, Videos und herausragenden Fotos. Der Schwarz-Weiß-Wechsel der Seiten ist ein einfaches, aber elegantes Mittel, das nicht nur die Protagonisten repräsentiert, sondern auch die Gegenwart (weiß) und die Vergangenheit (schwarz) beleuchtet. Diese Reduzierung erzeugt größtmögliche Wirkung: es wird Nähe hergestellt. Dadurch wird "Mamour, mon amour" zum Appell, bis zum Ende durchzugucken, genau hinzusehen und auf Zwischentöne zu achten.