Grimme Online Award 2017

Was heißt schon arm?

In der Webreportage "Was heißt schon arm?" geht Spiegel Online in Deutschland auf Spurensuche nach Ursachen der Armut und dokumentiert deren vielfältige Facetten. Das Angebot eröffnet mit den Porträts seiner drei sympathischen Protagonisten und dem gezielten Einsatz multimedialer Elemente einen neuen Blick auf das Thema und stellt die geläufige Definition von Armut in Frage. Ein Rechner, der das eigene Armutsrisiko ermittelt, ergänzt das Angebot.

Preis verliehen für Autorenschaft

Internetadresse: www.spiegel.de/armut

Anbieter: Spiegel Online

Verantwortliche Personen: Florian Diekmann (Autorenschaft), Britta Kollenbroich (Autorenschaft)

Mitwirkende: Cornelia Baumermann (Programmierung, Grafiken), Anna Behrend (Koordination), Guido Grigat (Programmierung, Grafiken), Roman Höfner (Animation), Elsa Hundertmark (Gestaltung), Jens Kuppi (Gestaltung), Philipp Jeske (Foto, Video), Dörte Karsten (Schlussredaktion), Chris Kurt (Programmierung, Grafiken), Jule Lutteroth (Redaktion, Koordination), Nasser Manouchehri (Fotoredaktion), Michael Niestedt (Programmierung, Grafiken), Hannah Panten (Schlussredaktion), Jens Radü (Animation), Peter Wahle (Dokumentation)

Begründung der Jury:

Wenn wir über Armut in Deutschland reden, orientieren wir uns zumeist an einer statistischen Armutsgrenze. Aber wie aussagekräftig ist das finanzielle Einkommen wirklich angesichts unterschiedlichster Lebensentwürfe und -bedingungen? Florian Diekmann und Britta Kollenbroich leuchten in ihrer Webreportage die dunklen Flecken unseres Armutsverständnisses aus, indem sie ein mehrdimensionales Konzept nutzen. Bildung, Gesundheit, Wohnsituation, soziale Integration ermöglichen zusätzlich zur wirtschaftlichen Situation ein differenzierteres Bild. In Videointerviews, die den Porträtierten nah kommen, ohne in Betroffenheits-Prosa abzugleiten, öffnen sich neue Facetten des Phänomens: Der vereinsamte Rentner, der zwar seine Kleidung penibel pflegt, seine Freundschaften aber vernachlässigt, weil er nicht zugeben möchte, dass eine Maß im Münchener Biergarten sein Hartz-IV-Budget sprengt, die Familie, die sich seit dem vierten Kind als Bittsteller bei Ämtern fühlt, und die erkrankte Frau, die sich partout nicht als arm bezeichnen möchte, weil sie die "wirklich" Armen im Blick hat. Der Kampf um das Selbstwertgefühl und gegen das Stigma "Armut", das zeigt diese Reportage sehr eindringlich, ist oft belastender als das tägliche Haushalten. Wer sich peinlich berührt fühlt ob der eigenen Ignoranz, kann in "Was heißt schon arm?" per Online-Check sein eigenes Armutsrisiko überprüfen und sich in einer aufwendigen Visualisierung über Veränderungen in den Einkommensverhältnissen informieren.

 
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