Grimme Online Award 2016

Die Preisträger

Kategorie WISSEN und BILDUNG

PUBLIKUMSPREIS



Preisträger des Grimme Online Award INFORMATION



dekoder – Russland entschlüsseln

 
Screenshot der Website

"Verstehen kann man Russland nicht … Nur glauben kann man an das Land", sagte der russische Dichter Tjuttschew.

Doch genau damit will das Portal "dekoder" mit seinem Expertenteam aus Journalisten und Wissenschaftlern aufräumen. Ausgewählte Recherchen, Reportagen und Projekte aus unabhängigen russischen Medien werden ins Deutsche übersetzt und damit auf einzigartige und professionelle Weise einem breiten Publikum zugänglich gemacht. "Russland entschlüsseln" – das ist das Ziel.

Preis verliehen für Idee und Redaktion

Internetadresse: www.dekoder.org

Anbieter: dekoder-gGmbH

Verantwortliche Personen: 
Jan Matti Dollbaum (Redaktion)
Alena Göbel (Redaktion)
Nastya Golovenchenko (Redaktion)
Leonid Klimov (Redaktion)
Martin Krohs (Idee)
Tamina Kutscher (Redaktion)
Daniel Marcus (Redaktion)
Friederike Meltendorf (Redaktion)

Mitwirkende: 
Kim Meyer (Gestaltung) 
Ivan Velichko (Gestaltung)

Begründung der Jury

Eines ist klar: Zur aufgeheizten Debatte über Strategie und Auswirkungen russischer Politik im In- und Ausland gibt es mehr als eine Sichtweise. Doch eine wichtige, nämlich die russische, bleibt vielen Menschen im Westen verschlossen – schlicht, weil sie die Sprache nicht beherrschen und nur laute Propaganda-Fetzen bis zu ihnen durchdringen. Genau diese Lücke füllt "dekoder – Russland entschlüsseln".

Dem Team gelingt es, die Brücke zwischen wissenschaftlichem und journalistischem Arbeiten zu schlagen. Das von einem privaten Förderer und aus Spenden finanzierte Portal bietet aktuelle Artikel aus unabhängigen, russischen Medien nicht nur als Übersetzung an, sondern stellt diese auch in Zusammenhang und liefert Erläuterungen, wo sie nötig erscheinen. Kulturelle Unterschiede, gesellschaftliche Besonderheiten und politische Hintergründe werden fundiert erklärt, Widersprüche thematisiert – eine Einordnung der öffentlichen Meinung in Russland, die sonst so in Deutschland nicht stattfindet. Das erfolgt neutral und angenehm unaufgeregt. Indem "dekoder" Russland für deutschsprachige Leser entschlüsselt, eröffnet es diesen neue Perspektiven.

Weil Informationen und Meinungen zugänglich gemacht, aber niemals aufgedrängt werden, wird ihnen alles an die Hand gegeben, um sich ein eigenes Bild zu machen. Damit übernimmt "dekoder" die urjournalistische Aufgabe, auch die andere Seite hörbar zu machen.

 
 



Straßengezwitscher

 
Webseite des Nominierten

Nüchtern und authentisch berichtet das Dresdner Twitter-Duo Johannes Filous und Alexej Hock seit März 2015 über rechte Demos, Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte, aber auch über Willkommensaktionen.

Möglichst objektiv aber mit einer Grundhaltung gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit vermittelt ihr "Straßengezwitscher" ein genaues Bild der Lage. Ein unaufgeregter und sachlicher Live-Report direkt von der Straße, früh vor Ort, manchmal früher als die etablierten Medien – und immer eine gute Quelle für diese.

Preis verliehen für Idee und Initiative

Internetadresse: twitter.com/streetcoverage

Verantwortliche Personen:
Johannes Angermann (Initiative)
Johannes Filous (Idee und Initiative)
Paul Hildebrand (Initiative)
Alexej Hock (Idee und Initiative)
Konstantin Kumpfmüller (Initiative)
Nadja Neqqache (Initiative)
Ludwig Rehnolt (Initiative)
Johannes Schneider (Initiative)

Begründung der Jury

Fast täglich versammeln sich in Sachsen Menschen, um gegen Flüchtlingsunterkünfte zu protestieren, vielfach dabei: bekannte Rechtsradikale. Immer wieder kommt es zu Übergriffen, auch gegenüber Journalisten, es fliegen Feuerwerkskörper, Naziparolen werden skandiert. Die Polizei hält sich oft zurück, eine typische Meldung lautet: "Mit einer Abschlusskundgebung endete diese Versammlung kurz vor 20 Uhr störungsfrei."

Die Macher des Twitter-Accounts "Straßengezwitscher" halten dagegen: Kontinuierlich durchsuchen sie das Netz nach Aufrufen zu solchen Aktionen, die oft von organisierten Rechtsradikalen initiiert und gesteuert werden, und sie fahren hin, um selbst zu berichten. Über Twitter geben sie unmittelbar in Wort und Bild weiter, was sie hören und sehen, und zeichnen auf diese Weise ein einzigartiges Bild vom tatsächlichen Ausmaß rechter Mobilisierung im Land. Mit großem Engagement und Mut stellt "Straßengezwitscher" dort Öffentlichkeit her, wo ansonsten vieles im Verborgenen bliebe. Die Autoren stellen sich damit in den Dienst der Aufklärung und füllen eine Informationslücke.

Aus ihrer Haltung machen sie kein Geheimnis: "Reportagen und Liveticker von dort, wo es brennt. Gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit", heißt es programmatisch in ihrem Account. Die Beobachtungen selbst sind in sachlichem Stil gehalten, der es auch fern des Geschehens erlaubt, die Ereignisse zu verfolgen. "Straßengezwitscher" nutzt das Netz effektiv und auf direktem Weg als Mittel gegen eine menschenverachtende Haltung.

 
 



Preisträger des Grimme Online Award WISSEN und BILDUNG



Klangökologie: Die Symphonien der Natur

 
Webseite des Nominierten

Wie klingt es, wenn eine Seespinne frisst? Die Scrollreportage der Frankfurter Allgemeinen Zeitung spielt uns "die Symphonien der Natur" vor und zeigt, was sich hinter dem Begriff Klangökologie verbirgt. Die recht junge Form der Naturforschung sammelt überall auf der Welt Töne.

Sie werden hier in aufwändigen Klangvisualisierungen dargestellt und in einer interaktiven Karte verortet. So bringen sie uns Lebensräume rund um den Globus näher, egal ob mit Elefantenrufen im Regenwald oder dem Grunzen und Knurren von Fischen.

Preis verliehen für Konzept, Autorenschaft und multimediale Integration

Internetadresse: www.faz.net/natursymphonie

Anbieter: Frankfurter Allgemeine Zeitung

Verantwortliche Personen:

Andreas von Bubnoff (Konzept, Autorenschaft und multimediale Integration)

Mitwirkende:

Joachim Müller-Jung (Redaktion)

Robert Wenkemann (Art Direction)

Jochen Rößler (Gestaltung, Umsetzung)

Marion Dubberke (Bildredaktion)

Begründung der Jury

Eine winzige Ruderwanze reibt ihren Penis an ihrem Körper und erzeugt damit eine rekordverdächtige Lautstärke von fast 100 Dezibel im heimischen Teich – nur eine von vielen lehrreichen und verblüffenden Erkenntnissen, mit der die Scrollreportage "Klangökologie: Die Symphonien der Natur" die Nutzer in ihren Bann zieht.

Andreas von Bubnoff hat sich von Meeresakustikern, Musikern und Klangforschern in die noch junge Disziplin der Ökoakustik einführen lassen und visualisiert mit so informativen wie kunstvollen Spektogrammvideos den "Herzschlag der Biosphäre". Eine interaktive Weltkarte ermöglicht einen ersten Überblick zu lauten, leisen, harmonischen und konfliktreichen Klangwelten – ebenso, wie sich die Arbeit von Experten rund um den Globus zur Bedeutung von Klangnischen erst langsam zu einem Gesamtbild zusammenfügt.

Wir lernen, wie die Wissenschaft mit Hilfe von Soundscapes, also durch Geräusche erschaffene Landschaften, die Auswirkungen der globalen Erwärmung zu beschreiben versucht. Wie sie Wechselwirkungen zwischen menschgemachtem Lärm und einer Verwirrung bis zum Verstummen im Tierreich belegt. Und wir ertappen uns dabei, schon lange nicht mehr richtig hinzuhören.

Diese multimediale Produktion der Frankfurter Allgemeinen Zeitung lenkt unseren Fokus auf unser Hörverhalten und unerhörte Kommunikationsformen. Sie vermittelt durch ihre einzigartige Orchestrierung von Klang, Visualisierung und Text ein einmalig sinnliches Informationserlebnis. "Klangökologie: Symphonien der Natur" ist ein herausragendes Beispiel dafür, was Wissenschaftsjournalismus heute leisten kann.

 
 



Preisträger des Grimme Online Award KULTUR und UNTERHALTUNG



DADA-DATA

 
Webseite des Nominierten

Surfen Sie DADA! DADA dreht sich um alles. Und alles dreht sich um DADA. Instagram, Twitter, Ad-Blocker oder die Befreiung des Telefons von Google, Apple, Facebook und Amazon: "Dada-Data" ist ein Depot zum 100jährigen Jubiläum der künstlerischen und literarischen Bewegung, das Werke, Zitate und Fotos bereit hält und bei dessen Erkundung man sich verlieren kann.

Eine virale Hommage an Dada, an der sich der Nutzer aktiv beteiligen kann, denn wie sagte Richard Huelsenbeck: "Dada kann man nicht begreifen, Dada muss man erleben".

Preis verliehen für Konzept, Redaktion, Produktion und Gestaltung

Internetadresse: www.dada-data.net

Anbieter: SRG SSR in Koproduktion mit ARTE

Verantwortliche Personen: 
Bruno Choiniere (Gestaltung) 
David Dufresne (Konzept und Redaktion)
Stéphanie Émond (Gestaltung) 
Judith Hardegger (Redaktion)
Anita Hugi (Konzept und Redaktion)
Léa Klaue (Produktion)
Alexander Knetig (Redaktion)
Christian Lebel (Gestaltung)
Patrick Müller (Produktion)
Caroline Mutz (Redaktion)
Ninetta Roggli (Produktion)
Sven Wälti (Redaktion und Produktion)

Begründung der Jury

Das Portal "DADA-DATA" vermittelt auf einzigartige Weise die vielschichtigen Erscheinungsformen der Dada-Bewegung. Hoch interaktiv, technisch brillant und gestalterisch aufwendig werden prägende Protagonisten samt ihren Werken ideenreich präsentiert. Kunstvermittlung, die zum Mitmachen anregt. Mit Hilfe sogenannter "Hacktionen" lassen Nutzer ihre Rolle als stiller Leser hinter sich, um sogleich als Dada-Akteur des 21. Jahrhunderts Konventionen zu brechen.

"DADA-DATA" ist alles andere als eine Unsinnsansammlung. Mit der Gegenüberstellung von kunstgeschichtlichen Ereignissen und neuzeitlichen Entwicklungen werden Denk- und Arbeitsweisen von Dada besonders anschaulich beschrieben. Waren es vor 100 Jahren politische und künstlerische Umwälzungen, die die Dadaisten zum Aufbegehren veranlassten, ist es heutzutage der technologische Wandel, der vielen Menschen Angst macht. Deshalb kann sich der Nutzer hier im wilden Marionettentanz von Datensammlern wie Google, Apple, Facebook und Amazon befreien oder den Ad-Blocker installieren, der garantiert echte Dada-Reklame zeigt. Das Spiel mit den Standards, wie es Hugo Ball, Emmy Hennings oder Hans Arp beherrschten, lässt sich auf "DADA-DATA" erleben.

Scheinbar wild und in der für Dada typischen, collageartigen Machart reflektiert das Interface mittels Parallax-Scrolling die sehr unterschiedlichen Spielarten dieser künstlerischen Bewegung auf exzellente und kreative Weise. Dabei ermöglicht das explorative Navigationskonzept einen individuellen Zugang. Dada und Punk, Collage und Mashup – das Prinzip Dada funktioniert bis heute!

 
 



makellosmag - die blog (fem.)

 
Webseite des Nominierten

Im "makellosmag" werden klassische Frauenthemen verhandelt: Haushalt, Karriere, Kinder, Beauty. Allerdings deutet schon der Titel-Zusatz "die blog (fem.)" an, dass es hier nicht nur mit Sprach-Witz zugeht, sondern dass sich hinter der harmlosen Fassade ein kritisches Magazin verbirgt.

Seit April 2014 schreibt Corinne Luca persönlich, aber auch analytisch in ihrem gut gestalteten Blog über Themen, die ihr am Herzen liegen. Und die sind immer feministisch geprägt. Und immer unterhaltsam geschrieben.

Preis verliehen für Gesamtverantwortung

Internetadresse: www.makellosmag.de

Verantwortliche Person: 
Corinne Luca (Gesamtverantwortung)

Begründung der Jury

Ein Frauenmagazin ohne Diättipps? Undenkbar! Doch wie diese ausfallen, sagt viel über das Frauenbild aus, das derartige Magazine vermitteln. Im "makellosmag" empfiehlt dessen Macherin Corinne Luca, in Zukunft nur noch Salz von den winzigen Tellerchen eines Puppengeschirrs oder zum Sound von Madonnas "Vogue" zu essen, der einem garantiert jeden Appetit verderbe. Freunde der Brigitte-Diät werden damit nicht viel anfangen können. Alle anderen erfreuen sich an der ironischen Brechung der Themen klassischer Frauenmagazine.

Denn genau das hat Luca sich zur Aufgabe gemacht. Ihr "makellosmag" reduziert Frauen weder auf Gewichts- und Haarfarbensorgen, noch predigt es ihnen den Feminismus von oben. Stattdessen kommt dieser auf leisen Sohlen durch die Hintertür daher, was das Angebot erfrischend undogmatisch macht. Gut geschrieben und schön gestaltet ist es außerdem. Ein Beleg dafür, dass es auch heute nicht unbedingt ein Feuerwerk multimedialer Aufbereitung braucht, sondern dass das gute alte Bloggen immer noch guten Content liefert. Was macht eine Geburt mit dem Körper? Welches Arbeitsmodell ist mit Kindern das richtige? Und warum zur Hölle hat Margarine so ein uncooles Image, obwohl sie doch die gesunde Schwester der Butter ist? Die Themenauswahl geht von seicht bis schwer; der Zugang ist immer humoristisch und niemals verbissen. Dazu trägt auch die Fotoauswahl bei, die gerne das Frauenbild feiert, das im Text als veraltet und unrealistisch enttarnt wird.

Das alles stemmt Luca seit über zwei Jahren alleine. Ihr Engagement und ihr persönlicher Zugang machen diese Anti-Cosmopolitan und Anti-Emma in einem zu einer ziemlich makellosen Angelegenheit.

 
 



Trappeto-Solingen-Trappeto...und zurück

 
Webseite des Nominierten

Wie passen sich Menschen an eine neue Heimat an und wie ist ihr Umgang mit den bisherigen Einwohnern? Fragen, die nicht nur heute bewegen: In den 1960er Jahren wanderten Tausende Trappetesi aus ihrem Fischerdorf in Palermo nach Deutschland aus und landeten fast allesamt in Solingen – einer Stadt, in der nun über 5.000 Italiener ihre Sprache, Tradition und Kultur leben.

In der Multimedia-Reportage "Trappeto-Solingen-Trappeto" erzählen Michaela Böhm und Stephan Morgenstern ihre Geschichten.

Preis verliehen für Autorenschaft und audiovisuelle Umsetzung

Internetadresse: deutschlandradiokultur.de/solingen

Anbieter: Deutschlandradio Kultur

Verantwortliche Personen: Michaela Böhm (Autorenschaft) Stephan Morgenstern (audiovisuelle Umsetzung)

Mitwirkende: Ellen Häring (Redaktion) Manfred Hilling (Redaktion)

Begründung der Jury

Vertreibung, Flucht, Migration – diese Phänomene sind uns in den letzten Monaten so nahe gekommen wie lange nicht mehr. Dabei übersehen wir leicht, dass große Bevölkerungsbewegungen zur Geschichte unseres Kontinents immer dazugehört haben. Ein fast vergessenes Kapitel europäischer Migrationsgeschichte wird in der bei Deutschlandradio Kultur erschienenen Multimedia-Reportage "Trappeto-Solingen-Trappeto … und zurück" aufgeschlagen: Im Zuge der ersten Einwanderungswelle von italienischen Gastarbeitern kamen in den 1960er Jahren viele Bewohner der sizilianischen Kleinstadt Trappeto ins Bergische Land nach Solingen, um dort in der Klingenindustrie zu arbeiten.

In ruhigem Ton, anschaulich und einfühlsam, erzählt die Reportage die Geschichte dieser Bevölkerungsgruppe, von ihrem Ankommen, von den Herausforderungen der Integration und vom späteren Niedergang des Wirtschaftszweigs, in dem sie gearbeitet haben. So wird aus der Auswanderergeschichte in vielen Fällen eine Geschichte der Rückkehr, mit ambivalenten Gefühlen. Denn Heimat, so erfahren wir hier, ist nicht immer ein eindeutiger Begriff.

Die Reportage nutzt die Multimediaplattform "Pageflow" auf herausragende Weise: Statische Bilder und O-Töne lösen sich im linearen Fluss ab mit Karten, Texten und Videosequenzen. Beteiligte kommen ebenso zu Wort wie gut ausgewählte Experten. Das Ganze hat einen langsamen Rhythmus, wird aber nie langweilig. So ist "Trappeto-Solingen-Trappeto … und zurück" ein hervorragendes Beispiel für multimediales Storytelling im Dienste einer vielschichtigen Sozialreportage. 

 
 



Preisträger des Grimme Online Award SPEZIAL



Barbara.

 
Webseite des Nominierten

Barbara. hinterlässt Spuren. Spuren im öffentlichen Raum, an Reklame, Graffiti oder auch Verkehrsschildern. Spuren vor allem aber auch bei Facebook.

Ihre kleinen, witzigen Botschaften, unterzeichnet mit "Barbara.", gehen viral. Von ihr selbst: keine Spur. Wer sich hinter dem Namen verbirgt bleibt offen. Fest steht, dass Barbara. mit Kreativität und Sprachwitz gegen Hass, Fremdenfeindlichkeit, Diskriminierung und Verbote vorgeht und für eine tolerante und weltoffene Gesellschaft einsteht. Denn: "Das Kleben ist schön."

Preis verliehen für Gesamtverantwortung

Internetadresse: www.facebook.com/ichwillanonymbleiben

Verantwortliche Person:

Barbara. (Gesamtverantwortung)

Begründung der Jury

Wer ist eigentlich Barbara.? Die Antwort ist immer gleich: "Ich bin Barbara." Das muss reichen. Und seien wir mal ehrlich, es ist auch egal. Es sind schließlich ihre Botschaften, die im Mittelpunkt stehen. Und die sind so charmant subtil, schon fast poetisch, dass sie sich ihre Anonymität leisten kann und nicht als Person in den Vordergrund treten muss.

Barbara. nutzt die Aufmerksamkeit nicht für zügellose Meinungsmache, wie es besonders im Netz leider oft gang und gäbe ist, sondern für eine gelungen ironische und konstruktive Kritik. Dank ihrer Kreativität und ihrem Wortwitz sehen wir Schilder und Plakate mit anderen Augen, erkennen selbst in bürokratischen Anweisungen eine politische Dimension, die uns zum Grübeln bringt und uns fragen lässt, wie wir das Zusammenleben in der Gesellschaft gestalten wollen. So zielt ihre Intervention gerne auf sinnfreie oder harsche Verbote, bevormundende Werbung und hohle politische Aussagen im öffentlichen Raum ab. Und sie führt diese mit einfachen aber wirkungsvollen Mitteln ad absurdum. Ihr Stil macht es leicht sie zu mögen: mal amüsant, mal tiefsinnig – aber immer mit einem Augenzwinkern. Auch ihre fast 500.000 Fans auf Facebook zeigen, dass eine Meinung nicht immer als Kampfansage formuliert sein muss, um beachtet zu werden, und vor allem ein wenig mehr Liebe und Freundlichkeit im Ton vertragen kann.

Kurzum: Barbara. schafft mit ihren Aktionen eine sehr sympathische Gegenöffentlichkeit in einer lobenswerten Art. Und eines ist gewiss: Die Inspiration für ihre Street-Art wird ihr in Deutschland so schnell wohl nicht ausgehen.

 
 



Interaktiv-Team der Berliner Morgenpost

 
Webseite des Nominierten

Woher kommen die Flüchtlinge? Wie laut ist es vor meiner Haustür? Wie pünktlich ist der Nahverkehr? Alles Fragen, die sich bestens mit interaktiven Grafiken, Karten, Anwendungen oder auch Storytelling-Formaten beantworten lassen.

Das sechsköpfige Interaktiv-Team der Berliner Morgenpost experimentiert mit immer neuen Darstellungs- und Erzählformen. So demonstrieren sie, wie sich auch aus Statistiken und Zahlen Geschichten erzählen und neue Perspektiven auf die Umgebung gewinnen lassen.

Preis verliehen für Gesamtleistung

Internetadresse: morgenpost.de/interaktiv

Anbieter: Berliner Morgenpost

Verantwortliche Personen: 
Max Boenke (Gesamtleistung)
Moritz Klack (Gesamtleistung)
Christopher Möller (Gesamtleistung)
André Pätzold (Gesamtleistung)
Julius Tröger (Gesamtleistung)
David Wendler (Gesamtleistung)

Begründung der Jury

Daten sind Schätze, die noch zum Glänzen gebracht werden müssen – deshalb machen sich viele Journalisten erst gar nicht auf die Suche. Das Interaktiv-Team der Morgenpost dagegen hat mit großer Kontinuität diese Disziplin zu einer eigenen Klasse entwickelt und damit die eigene Zeitung zum Strahlen gebracht. Nicht nur der Lokaljournalismus wird so bereichert und auf eine andere Stufe gebracht. Fantasievoll und leidenschaftlich greift das Team um Julius Tröger aktuelle, relevante und lebensnahe Themen auf, sucht nach der passenden Datengrundlage und einer überzeugenden grafischen Darstellungsform – mit immer wieder verblüffenden Ergebnissen.

Die Leser werden unmittelbar einbezogen, etwa wenn sie im "Zugezogenen-Atlas" nachschauen können, wie viele Berliner aus derselben Heimatgemeinde stammen wie sie. Oder wenn sie vor dem Hintergrund des Fahrrad-Volksentscheids in die Lage versetzt werden, schnell mal zu überprüfen, wie viel Prozent der von ihnen genutzten Straßen tatsächlich mit einem Radweg ausgestattet sind. Auch wie laut ihr Viertel im Vergleich zu anderen ist, in welchem Bezirk wie oft umgezogen wird, wie an jedem Tag im Jahr der Himmel über Berlin ausgesehen hat, wie dramatisch sich die Stadt architektonisch verändert: Das Interaktiv-Team wertet die Datengrundlage aus und visualisiert sie in leicht zugänglicher, immer wieder neu anregender Weise.

Mit der gelungenen Integration des Datenjournalismus ist der Berliner Morgenpost ein vorbildliches, interdisziplinäres Projekt mit Signalwirkung gelungen.

 
 



Preisträger des Grimme Online Award PUBLIKUMSPREIS



BrainFed

 
Webseite des Nominierten

"BrainFed”, das Newsmagazin des YouTubers DarkViktory, alias Marik Roeder, will das Hirn mit News füttern: Alle 14 Tage geht es in dem redaktionell betreuten Format um Aktuelles, Politisches, Internet-Sicherheit und das, was Jugendliche interessiert oder interessieren sollte.

In den etwa dreiminütigen animierten Clips werden in typischer YouTube-Machart Hintergründe zu relevanten Themen geliefert und verlinkte Quellen bieten die Möglichkeit zur Überprüfung und inhaltlichen Vertiefung.

Internetadresse: bit.ly/BrainFedNews

Anbieter, Leitung: MESH Collective @UFA LAB

Idee, Konzept: Marik Roeder/DarkViktory; Julia Althoff, Franzi von Kempis

Redaktion, Recherche: Franzi von Kempis

Autor: Marik Roeder/DarkViktory

Umsetzung: Marik Roeder/DarkViktory; Alican Kuzu

Auftraggeber: Bundeszentrale für politische Bildung, Arne Busse