Grimme Online Award 2019

Online-Journalismus finanzieren

Wie lässt sich demokratierelevanter Journalismus im Netz finanzieren? Als Genossenschaft wie „Riffreporter“, durch Mitgliedsbeiträge wie „Halbe Katoffl“ oder mit Hilfe von Stiftungen wie „Dekoder“? Um diese Fragen kümmert sich die „grimme“ Broschüre zum Grimme Online Award, die auch alle Nominierten und Preisträger für 2019 präsentiert.

Eine eindeutige Antwort gibt es von Christian-Mathias Wellbrock nicht, der Erfolgsbedingungen und -faktoren für journalistische Gründer*innen erforscht: Er schätzt, dass drei bis fünf verschiedene Erlös-Modelle nötig sind, um Online-Journalismus kommerziell erfolgreich betreiben zu können. Im „grimme“-Interview sagt er auch, dass Journalismus sich stärker über den Markt finanzieren sollte. Bei einem Projekt des Grimme-Forschungskollegs wurden auch die "Effekte des Grimme Online Award auf den digitalen Journalismus" erforscht, die die wissenschaftliche Hilfskraft Nicola Kleer an der Professur „Medien- und Technologiemanagement“ zusammenfasst.

Die Evolution der "Finanzierungsmodelle im digitalen Journalismus" von Social-Payment-Anbieter Flattr über den Online-Kiosk Blendle bis zur Crowdfunding-Platform Steady für Publisher zeichnet Henriette Heidbrink, Vertreterin der Professur „Journalistik und Crossmedia“ an der Hochschule Darmstadt nach – und schlägt Themenbündel als zusätzliche Bezahloption vor. Auch Google – und inzwischen Facebook – geben Geld, um Online-Journalismus zu finanzieren: Pro und Contra der Google News Initiative für die Medienbranche diskutieren Alexander Fanta von „Netzpolitik.org“ mit "Unabhängige Medien und ihre Gönner" und Felix Friedrich von „The Buzzard“ mit "Wie bei einer Droge".

Eine andere – noch mit gesetzlichen Hürden versehene – Option, um die Demokratie zu stärken, ist der gemeinnützige Journalismus, der "im Auftrag der Gesellschaft" arbeitet, wie Thomas Schnedler als Leiter der „Initiative Nonprofitjournalismus“ berichtet. "Ist das die Zukunft?", fragt Martin Krohs, Gründer des mit dem Grimme Online Award ausgezeichneten Medien-Projekts „Dekoder“, und meint damit die Rolle von Stiftungen und Mäzenen bei der Finanzierung von Journalismus. Für ein neues Erlös-Modell haben sich auch die „RiffReporter“ als Grimme Online Award Preisträger entschieden, nämlich "die digitale Genossenschaft". Denn freie Journalist*innen sollten nicht nur Kund*innen sein, sondern eine kooperative Bewegung im Internet bilden.

"Wie Spenden Podcasts finanzieren" hat Frank Joung, der den „Halbe Katoffl“ Podcast produziert, aufgeschrieben – und festgestellt, dass Menschen ein Medien-Projekt auch ohne Gegenleistung unterstützen und der Geldtransfer zum intensiveren Dialog mit diesen Menschen führt. Auch Pauline Tillmann nennt Community Building "die neue Währung" für den Online-Journalismus. Sie selbst hat das digitale Magazin „Deine Korrespondentin“ gegründet und über 150 Mitglieder mit Hilfe von Steady gefunden, um das Medien-Projekt nicht beenden zu müssen. Schließlich mahnt Georg Dahm von „Fail Better Media“ zum "Planen mit der Pleite", weil ein gutes Geschäftsmodell im Journalismus immer vom Schlimmsten ausgehen sollte, um letztlich erfolgreich zu sein.

Die „grimme“ Broschüre zum Grimme Online Award 2019 mit dem Thema „Online-Journalismus finanzieren“ kann kostenlos beim Grimme-Institut per E-Mail: online-award@grimme-institut.de bestellt oder als PDF heruntergeladen werden.