Ökologisches Gewissen gegen ökonomische Gier: Im Doku-Game "Fort McMoney" von ARTE geht es – nach dem realen Vorbild des kanadischen Fort McMurray – um die Zukunft einer Stadt. Die Spieler entscheiden, ob Ölsand abgebaut werden soll oder nicht. Ihre Entscheidung basiert unter anderem auf Gesprächen mit den Bewohnern oder Ausflügen in die Umgebung, erlebt in selbst zusammengestellten Videosequenzen. Die Spieler erfüllen Missionen, können an Umfragen oder Referenden teilnehmen und gewinnen so an Einfluss.
Preis verliehen für Autorenschaft, Redaktion und Produktion
Internetadresse: www.fortmcmoney.com
Anbieter: ARTE
Verantwortliche Personen: David Dufresne (Autorenschaft), Raphaëlle Huysmans (Produktion), Alexander Knetig (Redaktion), Philippe Lamarre (Produktion), Marianne Levy-Leblond (Redaktion), Hugues Sweeney (Produktion), Martin Viau (Produktion), Dominique Willieme (Produktion)
Bei "Fort McMoney" verschwimmen die Grenzen zwischen Reportage und Videospiel. Informationen und spielerische Elemente wurden kombiniert, um auf diese Weise eine neue Erzählform zu erschaffen. Besucher des Webspecials wechseln vom passiven, rein konsumierenden Zuschauer hin zum Akteur, der auf vielfältigste Art eingreifen kann: Indem der Nutzer Orte aufsucht, Dokumente einsammelt oder in die Rolle des Reporters schlüpft, bestimmt er den Ablauf der Geschichte. Die auf diese Weise erzeugte Nähe ermöglicht ein intensives, multisensorisches Nutzererlebnis.
Bemerkenswert ist das für Dokumentationen unübliche spielerische Element, das "Fort McMoney" auszeichnet: Benutzer begeben sich auf eine Mission, bei der es zahlreiche Videos, Bildgalerien, O-Töne sowie interaktive Funktionen zu erschließen gilt. Im Gegensatz zur rein filmischen Immersion erlaubt das Webspecial auch dank aufwendiger Grafik, innovativem Interface und geschickter Kameraperspektive nicht nur die Identifikation, sondern auch die Interaktion mit den dokumentierten Protagonisten.
In Zeiten von "Second Screen" und schwindender Aufmerksamkeitsspanne ist die Webdokumentation "Fort McMoney" von hohem didaktischen Nutzwert, weil sie die ungeteilte Aufmerksamkeit voraussetzt und die Wahrnehmung schult. Auch wenn die Anwendung zuweilen ins Stocken gerät, möchte man doch immer mehr von der problematischen Entwicklung einer stark wachsenden Stadt erfahren. Das eigene Nutzerprofil, die Anbindung an Facebook sowie ein E-Mail-Newsletter sorgen zusätzlich dafür, dass man als Besucher von diesem Doku-Game nicht mehr loskommt.