Grimme Online Award 2023

TO BE SEEN. queer lives 1900-1950

Preis verliehen für Konzept und Recherche

Internetadresse:  www.stories.nsdoku.de/tobeseen

Anbieter: NS-Dokumentationszentrum München

Verantwortliche Personen:
Juliane Bischoff (Recherche)
Angela Hermann (Recherche)
Ilona Holzmeier (Konzept)
Sebastian Huber (Recherche)
Karolina Kühn (Konzept, Recherche)
Anna Straetmans (Recherche)
Ulla-Britta Vollhardt (Recherche)

Begründung der Jury: Ungeheuer alt sind die Begriffe LGBTQI* und "queer" noch nicht. Doch was sie bezeichnen, ist beileibe nicht neu. Das zeigen zahlreiche Fotos, Filmausschnitte und Lieder auf der Ausstellungs-Seite "TO BE SEEN. queer lives 1900-1950" des NS-Dokumentationszentrums München. Konzipiert als textbasiertes, chronologisches Scrollytelling, verfolgt die Online-Ausstellung vom Anfang des 20. Jahrhunderts an die Vielfalt von queeren Medien und Engagement, von avantgardistischen wie populären Kunstformen sowie Zensur, von Lebensentwürfen, Selbstermächtigung und Verfolgung durch die politischen Systeme in Deutschland. Sie spannt dabei den Bogen vom wilhelminischen Kaiserreich, mit dessen Gründung Homosexualität in einigen süddeutschen Ländern überhaupt erst strafbar wurde, über die Weimarer Republik in die nicht nur "goldenen" 20er Jahre. Über die brutale Zerstörung der Subkulturen im Nationalsozialismus geht es bis in die frühe Bundesrepublik, in der sich keineswegs alles zum Besseren wandelte. Geschichten einzelner Persönlichkeiten ziehen die Nutzer*innen durch das Angebot. Die akribisch zusammengetragene Fülle von Material und Informationen beeindruckt und vermittelt Wissen auf sehr anschauliche Weise. Dabei scheut die schlicht gestaltete Seite keine Ambivalenz, sondern setzt auf eine kluge Auswahl an Medien und Mitteln, um gegenwärtigen Zeitgenoss*innen ein umfassendes Bild von den Modernen der Vergangenheit, von den Brüchen und Kontinuitätslinien zu geben, die die Vorgeschichte der laufenden Echtzeit bilden.

Beschreibung: Zu Beginn des 20. Jahrhunderts existierte in Deutschland eine erstaunliche Vielfalt queeren Lebens – die zwischen 1933 und 1945 zerstört wurde. In fünf Kapiteln erzählt die multimediale Ausstellungsdokumentation „TO BE SEEN. queer lives 1900-1950“ des NS-Dokumentationszentrums München aus diesen 50 Jahren. Neben fundierten Textabschnitten vermitteln Originaldokumente, zahlreiche Fotos sowie Film- und Musikausschnitte Hintergründe und die Stimmung der jeweiligen Zeit und schaffen so ein Archiv queerer Geschichte.

 
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