Von Tilo Jung erdacht und moderiert will die Sendung "Jung & Naiv“ den eher Desinteressierten politische Themen nahebringen. Ursprünglich als reines Webvideo produziert, werden die Interviews mit Politikern, Journalisten oder Experten mittlerweile auch im Kabelnetz gesendet. "Jung & Naiv“ ist dabei vor allem als Fragehaltung zu verstehen, die den Interviewpartnern immer wieder Ungehörtes und teilweise auch Unverblümtes entlockt. Zusätzlich können die Zuschauer in der Rubrik "Eure naiven Fragen“ eigene Fragen einreichen.
Preis verliehen für Idee und Moderation
Internetadresse: www.jungundnaiv.de
Anbieter: Pretentious Production
Verantwortliche Person: Tilo Jung (Idee und Moderation)
Früher? Da galt die Tagesschau als gesellschaftlich verbindliche Zusammenfassung dessen, was an einem Tag relevant war. Heute? Da stehen wir Medienkonsumenten einer Informationsfülle gegenüber, die in Echtzeit auf diversen Kanälen von der Mehrschichtigkeit und den Interdependenzen der Welt erzählt. Kein Wunder, dass diese Komplexität neue journalistische Formen hervorbringt.
Womit wir bei "Jung & Naiv“ sind. Selten hat sich ein neues journalistisches Angebot so erfrischend in Inhalt und Struktur gezeigt wie dieses Bewegtbildangebot, dessen zentrale Dreh- und Angelplattform YouTube ist und das von dort aus eine große Medien-Klaviatur bespielt. Eine Interviewreihe, die von unverblümten, eben "naiven“ Fragen und den damit entlockten, teils entlarvenden Antworten von hochrangigen Politikern, Experten und Bürgern lebt. Ein Format, das die Konsumenten zu Prosumenten macht und sie durch Crowdsourcing der Fragen, Crowdfunding einer Europawahl-Tour, Vorschlagen neuer Interviewpartner und in crossmedialen Diskussionen aktiv in die Contentproduktion integriert.
Ausbaufähig ist bei "Jung & Naiv“ das gezieltere Nachhaken bei allzu plakativen Antworten. Und wer dank globalem Nachrichtenüberfluss keine zweistündigen Interviews am Stück verfolgen möchte, würde sich über nutzerfreundliche Shownotes mit Zeitkennzeichnung freuen.
Das grenzenübergreifende Konzept von "Jung & Naiv“ belegt, wie man im heutigen Newsgeschäft mit aktuellen Themen, geringen Mitteln und hohem persönlichen Einsatz den Spagat vom Bottom-up- zum Top-down-Medium schaffen kann. Und damit gleichzeitig in Web, Print und TV relevante Inhalte vermittelt.
Presseschau mal anders: Das dachten sich Pia und Cornelius Frey und entwarfen Anfang 2013 den "Pressekompass". Aus deutschen und internationalen Medien werden Meinungsbilder zu kontrovers diskutierten Themen gesammelt und innerhalb eines Kompasses mit vier Polen eingeordnet und visualisiert. Zusätzlich sind die wichtigsten Fakten zu den Debatten abrufbar. Und wer als User seine eigene Sicht der Dinge teilen will, setzt einfach sein Kreuz in der Grafik – und ändert damit die Stellung der Kompassnadel.
Preis verliehen für Idee und Konzeption
Internetadresse: www.pressekompass.net
Anbieter: Pressekompass UG
Verantwortliche Personen: Cornelius Frey (Idee und Konzeption), Pia Frey (Idee und Konzeption)
Mit seiner formgebenden Innovation gelingt es dem "Pressekompass" auf Anhieb, sowohl die Meinung traditioneller Medien als auch die Nutzermeinung gebündelt sichtbar zu machen. Für die Visualisierung genügen vier Pole und zwei Achsen. Alles auf einen Blick und in einem Kreis. Doch die schönsten Formideen kommen ohne Content nicht aus. Diese Inhalte liefern die journalistischen Websites mit ihren tagesaktuellen Themen und Debatten. Hier überzeugt der "Presskompass" mit der redaktionellen Auswahl: National und international wird recherchiert, ausgewogen selektiert und redaktionell bearbeitet. Soll die Schweiz einen Rekord-Mindestlohn einführen? Soll es mit Blick auf Suchmaschinen ein "Recht auf Vergessen" geben? Oder wie wird das Ende von "Wetten dass?" bewertet?
Das Angebot überzeugt mit einem übersichtlichen und gut umgesetzten Webdesign, bei dem die Ressortauswahl im Fußbereich der Seite allerdings noch deutlicher positioniert werden könnte. Was vorbildlich funktioniert, ist die Partizipation der zahlreichen Nutzer im Kompass-Kreis. Sie können mit Drag-And-Drop ihre Meinung markieren. Großes Potenzial bietet auch die Möglichkeit, Kurzkommentare zu hinterlassen, die durch eine Moderation sicher noch stärker wahrgenommen würde.
Besonders spannend ist es bei emotional besetzten Themen: Darf Erdogan in Deutschland sprechen? Soll die Frauenquote eingeführt werden? Und wie steht es um die Thesen von Thilo Sarrazin? Da weicht Volkes Meinung oft erheblich von der publizistischen Position ab. Das zeigt der "Pressekompass" auf einen Blick. Seine Schlüsse muss und darf jeder Nutzer selbst ziehen.
Eigens zur gleichnamigen Fernsehdokumentation präsentiert der Bayerische Rundfunk mit dem Südwestrundfunk das umfassende Webspecial "Zwischen Hoffnung und Verzweiflung – der neue Nahe Osten", das die Veränderungen der letzten Jahre und die gegenwärtige Situation an den Konfliktknotenpunkten des Nahen Ostens beleuchtet. Vertiefende Textbeiträge, Karten, Videos und ein Glossar bereiten umfangreiche Hintergrundinformationen auf. Mit der Kommentarfunktion zum Videoplayer kann sich der Zuschauer an der Diskussion beteiligen.
Preis verliehen für Autorenschaft und Gesamtverantwortung
Internetadresse: www.der-neue-nahe-osten.de
Anbieter: Bayerischer Rundfunk in Koproduktion mit dem Südwestrundfunk für die ARD
Verantwortliche Personen: Jörg Armbruster (Autorenschaft), Christian Daubner (Gesamtverantwortung), Ernst Eisenbichler (Autorenschaft), Sandra Marsch (Autorenschaft), Silvia Renauer (Autorenschaft), Markus Rosch (Autorenschaft), Esther Saoub (Autorenschaft), Isabella Schels (Gesamtverantwortung), Richard C. Schneider (Autorenschaft), Alexander Stenzel (Autorenschaft)
Politik an sich ist häufig kompliziert und komplex; für die Nahostpolitik gilt das jedoch in allerhöchstem Maß. Obwohl ständig über diese Krisenregion berichtet wird, können nur wenige Experten verständlich vermitteln aus dem Geflecht der Eigeninteressen, dem Gewirr der historischen Entwicklung und dem Reigen der brüchigen Friedensschlüsse und neuen Kriege. Zwei dieser Experten haben sich gefunden, um mit den grenzenlosen Möglichkeiten des elektronischen Storytellings die Geschichte von Ländern aus 1001 Nacht zu erzählen. Wie Scheherazade fesseln sie ihr Publikum und schaffen, was nur guten Erzählern gelingt: die Neugier wach zu halten, bis die ganze Geschichte erzählt – und verstanden – ist.
"Zwischen Hoffnung und Verzweiflung – der neue Nahe Osten" ist ein mächtiges Informationspaket mit einem anderthalbstündigen Film im Kern. Darum gruppieren die Macher des zu bescheiden als "Blog" einsortierten Angebots alles, was Wissenshungrige benötigen, um den Nahen Osten besser zu verstehen. Die höchst einfache Navigation führt zu den wesentlichen Verzweigungen von Politik und Geschichte, es werden die Entscheider vorgestellt, Vorurteile und Ängste ganzer Völker ausgelotet.
Das Angebot lässt sich trotz seiner TV-Herkunft, Interaktions- und Videofülle leicht navigieren und konsumieren. Moderne Technik wie ein sekundengenaues Tool zur Videokommentierung verbindet sich mit solidem Handwerk.
Über allem jedoch steht die journalistische Qualität von Korrespondenten, die im besten Sinne ihrer Berufsbezeichnung über eine Region sprechen, die ihnen am Herzen liegt – und uns nicht egal sein kann.
Ökologisches Gewissen gegen ökonomische Gier: Im Doku-Game "Fort McMoney" von ARTE geht es – nach dem realen Vorbild des kanadischen Fort McMurray – um die Zukunft einer Stadt. Die Spieler entscheiden, ob Ölsand abgebaut werden soll oder nicht. Ihre Entscheidung basiert unter anderem auf Gesprächen mit den Bewohnern oder Ausflügen in die Umgebung, erlebt in selbst zusammengestellten Videosequenzen. Die Spieler erfüllen Missionen, können an Umfragen oder Referenden teilnehmen und gewinnen so an Einfluss.
Preis verliehen für Autorenschaft, Redaktion und Produktion
Internetadresse: www.fortmcmoney.com
Anbieter: ARTE
Verantwortliche Personen: David Dufresne (Autorenschaft), Raphaëlle Huysmans (Produktion), Alexander Knetig (Redaktion), Philippe Lamarre (Produktion), Marianne Levy-Leblond (Redaktion), Hugues Sweeney (Produktion), Martin Viau (Produktion), Dominique Willieme (Produktion)
Bei "Fort McMoney" verschwimmen die Grenzen zwischen Reportage und Videospiel. Informationen und spielerische Elemente wurden kombiniert, um auf diese Weise eine neue Erzählform zu erschaffen. Besucher des Webspecials wechseln vom passiven, rein konsumierenden Zuschauer hin zum Akteur, der auf vielfältigste Art eingreifen kann: Indem der Nutzer Orte aufsucht, Dokumente einsammelt oder in die Rolle des Reporters schlüpft, bestimmt er den Ablauf der Geschichte. Die auf diese Weise erzeugte Nähe ermöglicht ein intensives, multisensorisches Nutzererlebnis.
Bemerkenswert ist das für Dokumentationen unübliche spielerische Element, das "Fort McMoney" auszeichnet: Benutzer begeben sich auf eine Mission, bei der es zahlreiche Videos, Bildgalerien, O-Töne sowie interaktive Funktionen zu erschließen gilt. Im Gegensatz zur rein filmischen Immersion erlaubt das Webspecial auch dank aufwendiger Grafik, innovativem Interface und geschickter Kameraperspektive nicht nur die Identifikation, sondern auch die Interaktion mit den dokumentierten Protagonisten.
In Zeiten von "Second Screen" und schwindender Aufmerksamkeitsspanne ist die Webdokumentation "Fort McMoney" von hohem didaktischen Nutzwert, weil sie die ungeteilte Aufmerksamkeit voraussetzt und die Wahrnehmung schult. Auch wenn die Anwendung zuweilen ins Stocken gerät, möchte man doch immer mehr von der problematischen Entwicklung einer stark wachsenden Stadt erfahren. Das eigene Nutzerprofil, die Anbindung an Facebook sowie ein E-Mail-Newsletter sorgen zusätzlich dafür, dass man als Besucher von diesem Doku-Game nicht mehr loskommt.
Die Kleinstadt "42553 Neviges" ist ein Stadtteil von Velbert in der Nähe von Wuppertal. Von dort bloggt Norbert Molitor mit ironischem Zungenschlag und ungewöhnlicher Perspektive, begleitet von konsequent schwarz-weißen Fotos.
Treffsicher beschreibt er zumeist die hässlichen Seiten der Stadt, die Folgen von Entvölkerung, die Trostlosigkeit geschlossener Geschäfte und die Unfähigkeit der Politik. Diese über Neviges hinaus gültigen Themen und der humorvolle Ton machen das Blog auch für Außenstehende interessant.
Preis verliehen für Gesamtverantwortung
Internetadresse: nevigeser.blogspot.de
Verantwortliche Person: Norbert Molitor (Gesamtverantwortung)
Blogs – Schaltzentralen des eigenständigen Denkens, eigenwilliger Kommentarkunst und gelebter Gegenöffentlichkeit. Eine besondere Perle dieser Disziplin schenkt uns Norbert Molitor mit "42553 Neviges". Mit liebevoll-kritischem Auge und charmant-ironischem Schreibstil entwirft er ein literarisches und visuelles Panoptikum einer Kleinstadttristesse, das man schlicht "Genuss" nennen muss.
Molitors Zutaten sind qualitativ herausragende Fotografien dieser niederbergischen Ortschaft, in denen Alltägliches, Kurioses, Allzumenschliches kunstvoll in Schwarz-Weiß ausgeleuchtet wird. Und es sind Texte von einer leichten, literarischen Sprödigkeit – angereichert mit intertextuellen Verweisen auf den eigenen Blogkosmos und in das World Wide Web.
Fotografie und Text wirken durch ihre Schlichtheit und das bewusste Auslassen von Extra-Gimmicks. In dieser gewollten Reduktion tritt die gesellschaftskritische Komponente des Blogs umso klarer hervor, sozusagen als postmoderne Intervention: Isolation, Konsum, Verödung.
Auch wenn "42553 Neviges" damit ein alles andere als gehyptes Themenspektrum abdeckt, beweist Molitor, dass Vor-Ort-Berichterstattung anspruchsvoll-künstlerisch sein kann – und dass sich regionale Identifikation durch feinen Humor erzeugen lässt, ohne hochglanzpoliert und überfrachtet daherzukommen. Ein einziger Verbesserungshinweis betrifft die technische Umsetzung: Die Ladezeit der Bilder lässt sich optimieren.
Eine bemerkenswerte Einzelleistung ist dieses Blog-gewordene "Dérive": das Erkunden einer Stadt durch zielloses Umherschweifen und Sich-im-Zeitgefüge-treiben-lassen.
Dies ist die Geschichte von Iouri Podladtchikov, Schweizer Snowboarder mit russischen Wurzeln. Eine Geschichte aber, die nicht nur von dem Wintersportler Podladtchikov kurz vor den Olympischen Winterspielen handelt, sondern vor allem den Privatmenschen in den Blick nimmt: Podladtchikov als Sohn, als Freund, als Fotograf – in Texten, Videos und Fotos.
Der Neuen Zürcher Zeitung gelingt mit ihrer Multimedia-Reportage "Du fliegst nur einmal" ein eindrucksvolles Porträt eines Menschen mit all seinen Facetten.
Preis verliehen für Autorenschaft, Projektleitung und Gestaltung
Internetadresse: nzz.ch/iouri-in-sotschi
Anbieter: Neue Zürcher Zeitung
Verantwortliche Personen: Piotr Fedorczyk (Gestaltung), Peter Gassner (Gestaltung), Christof Gertsch (Autorenschaft), Sylke Gruhnwald (Projektleitung), Brigitte Meyer (Gestaltung), Jan Wächter (Gestaltung), Roland Ryser (Gestaltung)
Wer ist dieser Iouri Podladtchikov, einer der besten Snowboarder unserer Zeit?
In dem journalistisch hochwertig aufbereiteten Porträt "Du fliegst nur einmal" wird diese Frage in mehreren Dimensionen beantwortet: Als Leser lernt man den Snowboarder Podladtchikov nicht nur als Sportler bei den Olympiavorbereitungen kennen, sondern vielschichtig als Fotografen – mit vielen sehr sehenswerten eigenen Fotos –, aus Sicht von Freunden und Familie und vor allem: sehr persönlich. Gekonnt erzählt zieht die Reportage die Leser in den Bann und wird selbst für Sportmuffel lesenswert.
Die Aufmachung und Umsetzung in aktueller Webtechnologie überzeugten die Jury auf ganzer Linie. Das Erzählformat glänzt insbesondere mit seinen innovativen und sehenswerten Visualisierungselementen und der Weiterentwicklung in diesem Bereich: Videos werden mit Fotos und interaktiven Animationen zu einem Gesamtwerk verbunden, das anschaulich verdeutlicht, was sich hinter Sprüngen wie "Backside Air", "Frontside 900" oder "YOLO Flip" verbirgt.
"Du fliegst nur einmal" wurde originär als Webspecial produziert. Entsprechende Medienspezifika wurden bereits in der Konzeptionsphase berücksichtigt, kreativ aufbereitet und weiterentwickelt.
Die Neue Zürcher Zeitung beweist mit dieser Reportage eindrücklich, dass lange Texte im Web kein Tabu sein müssen, und zeigt, wie kreatives Geschichtenerzählen heutzutage aussehen kann. Durch die Veröffentlichung als E-Book wird zudem ein neuer Vertriebsweg für Verlage aufgezeigt.
Übrigens: mit seinem "YOLO Flip" wurde Podladtchikov Olympiasieger in Sotschi.
Nach den Enthüllungen Edward Snowdens ist der Themenkomplex um Überwachung, Telekommunikationsgesetze und digitale Rechte noch wichtiger geworden. "netzpolitik.org" macht diese Themen einer breiten Öffentlichkeit bekannt, erklärt sie und leistet Lobbyarbeit für digitale Bürgerrechte und ihre politische Umsetzung. Rund 30 Autoren liefern Berichte und Kommentare, produzieren Videos und Podcasts. Initiator Markus Beckedahl betreibt das Blog seit 10 Jahren und ist auch darüber hinaus Gesicht und Stimme netzpolitischer Aktivitäten in Deutschland.
Preis verliehen für Initiative und Gesamtverantwortung
Internetadresse: www.netzpolitik.org
Anbieter: newthinking communications GmbH / Netzpolitik e.
Verantwortliche Person: Markus Beckedahl (Initiative und Gesamtverantwortung)
Aufklären, aufdecken, informieren und dafür sorgen, dass das Internet eine Stimme bekommt. Als Markus Beckedahl vor zehn Jahren das Blog "netzpolitik.org" gründete, war es wie der Kampf von Don Quijote gegen die Windmühlen. Geradezu übermächtig waren die Gegner aus Industrie, Politik und Vereinen, die über die Köpfe der Internetnutzer hinweg entschieden.
"netzpolitik.org" ist es gelungen, ein Sammelbecken für jene Opposition zu sein, die nicht hinnehmen will, dass das freie Netz zerstört oder zumindest eingeschränkt wird. Zusammen mit einer stetig wachsenden Community schafft es das mittlerweile auf 30 Autoren angewachsene Team, digitale Themenfelder zu besetzen, um so auch eine Anlaufstelle für die klassischen Medien zu werden. "netzpolitik.org" gehörte zu den ersten deutschsprachigen Publikationen, die davor warnten, dass die Ereignisse im Netz auch eine Auswirkung auf das reale Leben haben würden. Überwachung, Datenschutz und Netzneutralität sind bis heute die Themen, die die Website und ihre Community antreiben – nach den Snowden-Enthüllungen mit noch größerer Resonanz in der breiten Bevölkerung. Der Umfang und die Aktualität der Berichterstattung sind bemerkenswert, ebenso die Tatsache, dass die Arbeit des Teams nicht an den Grenzen Deutschlands zu Ende ist.
Zusammen mit anderen Vereinen und Organisationen, die sich für ein freies, gleiches und unabhängiges Internet einsetzen, hat sich "netzpolitik.org" an die Schaltzentralen der Macht herangearbeitet und präsentiert Einschätzungen und Gegenargumente auch in Ausschusssitzungen des Bundestages und der EU.
Das "Haldern Pop Festival" findet alljährlich in einem kleinen Ort am Niederrhein statt. Neben noch unbekannten Bands treten dort auch Stars auf – wegen der intimen Atmosphäre. Die fangen die Macher der Reportage "Pop auf'm Dorf" in Audios, Videos, Fotos und Texten ein und vermitteln das Gefühl, selbst dabei zu sein. Im neuen Reportage-Tool des WDR, das unter einer freien Software-Lizenz veröffentlicht wurde, erläutern sie aber auch die Geschichte des Festivals, stellen den Aufbau im Zeitraffer dar und zeigen, dass "Haldern Pop" nicht größer werden sollte.
Preis verliehen für Konzeption, Umsetzung und redaktionelle Verantwortung
Internetadresse: reportage.wdr.de/haldern-pop
Anbieter: Westdeutscher Rundfunk
Verantwortliche Personen: Stefan Domke (Konzeption), Tim Fischbach (Umsetzung), Christoph Merkelbach (Umsetzung), Stefan Moll (redaktionelle Verantwortung), David Ohrndorf (Konzeption), Jörg Runkel (Umsetzung)
Am glücklichsten sind die Besitzer schöner Erlebnisse, weiß die Psychologie. Wer sein Geld in ein Konzert seiner Lieblingsband investiert, profitiert davon deutlich mehr, als von einem neuen Kleidungsstück. Andere Menschen an Ereignissen teilhaben zu lassen, so dass ein Gefühl des Miterlebens entsteht, ist eine Herausforderung, die vom WDR mit der multimedialen Online-Reportage "Pop auf’m Dorf" in außergewöhnlicher Weise sowohl technisch als auch inhaltlich gemeistert wird.
Mit dem speziell für Reportagen entwickelten Programm "Pageflow" ist es möglich, Texte, Bilder, Audio- und Videoinhalte gekonnt zu einer mehrdimensional erzählten Geschichte zu komponieren. Der Betrachter informiert sich nicht nur über ein Ereignis, er erfährt und erlebt etwas, taucht ein. Natürlich ist die hohe Erlebnisqualität nicht allein der Software geschuldet. "Pop auf’m Dorf" überzeugt als Prototyp dieses Erzählformates darüber hinaus durch die liebevoll ausgewählten Bilder, berührenden Situationen und die professionellen Foto- und Kameraperspektiven, die ein emotionales Miterleben erst möglich machen.
Besonders erwähnenswert ist, dass der WDR "Pageflow" durch die Veröffentlichung des Programmcodes verfügbar gemacht und so die Türen für die Weiterverbreitung, aber auch Weiterentwicklung, geöffnet hat. Wünschenswert wäre hier die Möglichkeit zur Nutzerbeteiligung, zum Beispiel über eine Kommentierungsfunktion. Es bleibt weiterhin spannend, die Online-Kultur des Geschichtenerzählens zu verfolgen, denn Erlebnisse machen die Menschen um ein Vielfaches reicher, als es Geld oder bloße Information jemals vermögen.
Mit knapp 1,8 Millionen Abonnenten bei YouTube ist er einer der reichweitenstärksten Webvideoproduzenten: "LeFloid" alias Florian Mundt. Er produziert jeden Montag und Donnerstag einen Beitrag in der Reihe LeNews, in der er aktuelle Ereignisse aus seinem Alltag und dem Nachrichtenbereich aufgreift und kommentiert.
Immer unterhaltend, immer seinem Stil folgend erreicht er ein überwiegend junges Publikum, das ihn als seriöse Nachrichtenquelle schätzt und ihn seinerseits kommentiert.
Internetadresse: youtube.com/lefloid
Konzept und Umsetzung: Florian Mundt
Netzwerk: TIN, das Nachrichten-Netzwerk von Mediakraft Networks