Form und Inhalt müssen zusammenpassen, so lautet ein Erfolgsrezept beim Grimme Online Award, dessen 28 Nominierungen am heutigen Nachmittag des 22. April bekannt gegeben wurden – pandemiebedingt erstmals im Stream.
Inhaltlich scheint die Nominierungskommission in diesem Jahr recht zufrieden gewesen zu sein. In ihrem Statement freute sie sich über das breite Themenspektrum der über 1.000 Einreichungen und zeigte sich regelrecht begeistert darüber, dass „viele Webangebote unterschiedliche gesellschaftliche Perspektiven auf Geschichte und Zeitgeschichte einnehmen und abdecken.“ Ganz allgemein korrespondiert die Stärke bei den Inhalten aber in der Breite mit Schwächen in den Darstellungsformen, konkreter: „Bei der Ausnutzung der Webspezifika und der Darstellungsformen wie auch bei der Einbindung der Nutzer in die Angebote.“ Innovatives glücke hier kaum, weil die Einbindung innovativer Technologien oder die Nutzung neuer Erzählformen sich allzu oft als bloße „Spielerei“ erweise und vielfach „schlecht in die Erzählung eingebunden“ sei, so die Nominierungskommission. Auf die diesjährigen Nominierungen sind die ‚Formschwächen‘ natürlich nicht zu beziehen, ganz im Gegenteil. Und für jüngere Zielgruppen finden sich „nach dem Dürrejahr 2019“ sogar „einige wunderbare Projekte.“ Zuversichtlich blicke man auch ins kommende Jahr, wenn sich einige Angebote noch weiter entwickelt haben werden.
Grimme-Direktorin Frauke Gerlach lobt vor allem die zahlenmäßig stark besetzten Kategorien Information sowie Wissen und Bildung: „Von zentraler gesellschaftlicher Bedeutung bleiben einfach aktuelle und seriös recherchierte Informationen und Wissensangebote. Sie bieten Bewertungsgrundlagen zur Einordnung und Aufklärung, damit sind sie unverzichtbare Quellen in Zeiten von Krisen und globalen Veränderungen.“Das gelte für aktuelle Angebote zum Thema Corona, eher historischen zu Mauerfall und Wende(-zeit), aber auch für die hochwertigen Recherchen zu anderen drängenden Themen, wie etwa dem Klimawandel. Und Frauke Gerlach freut sich über das „Mehr“ an zielgruppenspezifischen Angeboten. Gerade junge Menschen dürften hier nicht „unterversorgt“ bleiben. Im zwanzigsten Jahr des Bestehens lasse sich mit Stolz feststellen: „Der Grimme Online Award ist nicht nur die Instanz für Qualität im Netz,“ er zeige auch, wie sich diese inhaltlich umsetzen lasse. „Dafür herzlichen Glückwunsch, der natürlich auch allen Nominierten gilt!“, so Gerlach. Etwas traurig zeigt sie sich angesichts der äußeren Bedingungen im Jubiläumsjahr, die sich nachhaltig auswirken: „Eine Preisverleihung, wie wir sie sonst feiern, kann leider nicht stattfinden. Wir planen für den 25. Juni 2020 aber eine alternative Form, die eine angemessene Würdigung der Preisträgerinnen und Preisträger darstellt – weitgehend ohne Publikum vor Ort.“ Die für den gleichen Tag geplante Konferenz zur Geschichte des Preises, des publizistischen Internets, aber auch zur Zukunft des Netzes, die anlässlich des 20-jährigen Bestehens des Grimme Online Award geplant war, wird in das Jahr 2021 verschoben.
Drei exemplarische Beispiele aus dem Feld der Nominierten: Eine starke öffentliche Wahrnehmung hat der bislang tägliche NDR Info Podcast „Das Coronavirus-Update“ mit dem Virologen Prof. Dr. Christian Drosten bereits erfahren, der in diesem Jahr auch für den Grimme Online Award nominiert ist. ZEIT ONLINE hat alle Reden im Parlament seit 1949 grafisch analysierbar gemacht – eine bemerkenswerte datenjournalistische Arbeit: „Darüber spricht der Bundestag“ ermöglicht, selbst zu erforschen, wann welche Themen debattiert wurden und wie sich Sprache verändert hat. Ebenfalls nominiert ist der YouTuber Rezo mit seinem Video: „Die Zerstörung der CDU“. Bemerkenswert sei, dass er (als Einzelperson) bewiesen habe, dass „auch über eine Unterhaltungsplattform wie YouTube eine inhaltliche Auseinandersetzung mit politischen Inhalten möglich ist – und sich so auch Debatten anstoßen lassen“, so die Nominierungskommission. Wer mehr über die 28 Nominierungen in diesem Jahr, alle Begründungen, die Kommissionsmitglieder und anderes mehr erfahren möchte, kann sich hier auf unserer Website informieren. Eine Aufzeichnung der Bekanntgabe findet sich unter: www.youtube.com/user/GrimmeOnlineAward.
Unterdessen hat die Jury ihre Arbeit aufgenommen und ermittelt die diesjährigen Preisträger. Ab der Bekanntgabe ist auch das Netz-Publikum gefragt: Jede*r Internetnutzer*in kann bis einschließlich 14. Juni für den Publikumspreis abstimmen (unter www.grimme-online-award.de/voting) und mit etwas Glück an der Verlosung zweier hochwertiger Samsung Tablets teilnehmen.
Auf Facebook, Twitter und Instagram begleitet das Grimme-Institut den Wettbewerb, ebenso wie mit dem Blog „quergewebt“, wo sich derzeit Beiträge über thematische Schwerpunkte aus den Einreichungen finden, so zum Thema Inklusion, zur Corona-Pandemie oder zum Mauerfall-Jubiläum im vergangenen Jahr.
Der Wettbewerb und die Preisverleihung zum Grimme Online Award werden von verschiedenen Partnern unterstützt: Für die finanzielle Basis des Preises sorgt die Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen, ein weiterer Beitrag kommt von der Stadt Köln. Wie schon in den vergangenen Jahren unterstützt Samsung die Arbeit von Nominierungskommission und Jury mit Virtual Reality Brillen sowie entsprechenden Smartphones, um die 360°- und VR-Angebote zu sichten. Erneut wird das Düsseldorfer Studio für Konzeption, Gestaltung, Prepress und Digitales, Digibox, die Preispublikation gestalten, die zur Preisverleihung erscheint. Technische Unterstützung der Preisverleihung leistet Gahrens + Battermann, der Full-Service-Dienstleister im Bereich der Veranstaltungstechnik, Videoproduktion und Livestream. Die Einspieler für die Preisverleihung werden produziert von fernsehzimmer filmproduktion und die Daimler AG sorgt mit Mercedes-Benz Limousinen für einen komfortablen Fahrservice.