Grimme Online Award 2023

Die Preisträger

Kategorie KULTUR und UNTERHALTUNG

PUBLIKUMSPREIS



Preisträger des Grimme Online Award INFORMATION



DeinBruderStève

 

Preis verliehen für Idee und Umsetzung

Internetadresse: www.tiktok.com/@brudersteve

Verantwortliche Person:
Stève Hiobi (Idee, Umsetzung)

Begründung der Jury: Stève Hiobi bietet seinen Follower*innen auf TikTok das, was sie im Geschichtsunterricht oder den klassischen Medien selten derart ausführlich zu hören bekommen: Nachrichten und Hintergründe rund um den afrikanischen Kontinent. Stève Hiobis stark verdichteter Themenfokus hebt ihn im Vergleich zu anderen Anbietern auf Social Media hervor. Seine unaufgeregte Erzählart und sein erkennbares Wissen verleihen ihm Glaubwürdigkeit in einem durchrauschenden Medium voller schneller Schnitte. Fakten und Meinung bringt Stève Hiobi verständlich, unterhaltsam und informierend dar. Bei alledem nimmt er sich Zeit für eine ausführliche historische Einordnung der Geschehnisse. Hiobi recherchiert und produziert seinen Content selbst und erbringt so eine herausragende Einzelleistung, die mit dem Social-Media-Content größerer Teams durchaus vergleichbar ist. Der Kanal "DeinBruderStève" thematisiert mehr als nur schlechte Nachrichten und eröffnet mit Videos zur Infrastruktur oder Kultur afrikanischer Länder seiner jungen Zielgruppe neue Anknüpfungspunkte zur Gegenwart und Geschichte des afrikanischen Kontinents. Gerade bei schwierigen Themen, wie beispielsweise dem Krieg im Sudan, liefert er eine Einordnung, mit der junge TikTok-Nutzer*innen etwas anfangen können. Obwohl die Plattform TikTok durchaus kritisch zu bewerten ist, treffen die Videos von Stève Hiobi genau dort auf eine junge Zielgruppe, die sonst nur sehr schwer mit nachrichtlichen Inhalten zu erreichen ist.

Beschreibung: Afrikanische Geschichte, Hintergründe und Empowerment, das Ganze mit einer Prise Humor: Das ist „DeinBruderStève“, der auf TikTok in kurzen Videos sein Wissen über afrikanische Kultur in Deutschland, Afrika und weltweit teilt, über die Länder Afrikas informiert, aber auch rassistische Erfahrungen thematisiert. Ernste Themen wechseln sich mit Comedy ab und Vernachlässigtes findet hier seinen Platz. In unter einer Minute schließt Stève Hiobi Wissenslücken – dynamisch, pointiert, aber niemals oberflächlich.

 
 



Schwangerschaftsabbruch in Deutschland

 

Preis verliehen für Konzept, Redaktion und Umsetzung

Internetadresse: correctiv.org/schwangerschaftsabbruch

Anbieter: CORRECTIV.Lokal

Verantwortliche Personen:
Mohamed Anwar (Umsetzung)
Avi Bolotinsky (Redaktion)
Friedrich Breitschuh (Umsetzung)
Vera Deleja-Hotko (Redaktion)
Max Donheiser (Umsetzung)
Till Eckert (Redaktion)
Emilia Garbsch (Redaktion)
Antonia Groß (Redaktion)
Katarina Huth (Redaktion)
Hatice Kahraman (Redaktion)
Miriam Lenz (Konzept, Redaktion)
Mustafa Nada (Umsetzung)
André Ricci (Redaktion)
Belén Ríos Falcón (Umsetzung)
Benjamin Schubert (Umsetzung)
Arne Semsrott (Redaktion)
Pia Siber (Redaktion)
Sophia Stahl (Redaktion)
Gesa Steeger (Redaktion)
Stefan Wehrmeyer (Redaktion)

Mitwirkende:
Jamie Grenda (Kommunikation)
Luise Lange-Letellier (Kommunikation)
Charlotte Liedtke (Kommunikation)
Anne Ramstorf (Kommunikation)
Jonathan Sachse (Leitung CORRECTIV.Lokal)
Valentin Zick (Leitung Kommunikation)

Begründung der Jury: Rund 100.000 Schwangerschaftsabbrüche werden jährlich in Deutschland durchgeführt, 96 Prozent davon nach der so genannten Pflichtberatung – und dennoch ist ein Schwangerschaftsabbruch mehr als 50 Jahre nach dem von Alice Schwarzer initiierten Stern-Titel “Wir haben abgetrieben!” noch immer ein Tabu: Viele Betroffene müssen lange Wege in Kauf nehmen, bekommen nicht die Versorgung, die sie benötigen, müssen die Prozedur ohne Vertrauensperson überstehen und wissen danach nicht, mit wem sie ihre Erfahrungen teilen können. Die CORRECTIV.Lokal-Recherche “Schwangerschaftsabbruch in Deutschland” deckt diese Missstände auf: Eine treffend illustrierte Multimedia-Story ist das Herzstück, sie wird ergänzt durch die minutiöse Rekonstruktion eines traumatisierenden Falls, der kein Einzelfall ist – und bietet als Service und hervorstechendes Alleinstellungsmerkmal eine Datenbank, die zeigt, welche öffentlichen Kliniken überhaupt Abbrüche durchführen. Spoiler: Nur rund 38 Prozent der Kliniken bieten Abbrüche nach der so genannten Beratungsregel an. Beeindruckend ist besonders der journalistische Tiefgang, der in Kooperation mit “FragDenStaat” und zahlreichen lokalen Medienhäusern die Daten von 1.500 Betroffenen aufbereitet und mit rund 20 intensiven Interviews anreichert. Mehr als 30 Beiträge sind bereits in den beteiligten Lokalmedien erschienen – das zeigt, dass das bereits im vergangenen Jahr ausgezeichnete Konzept von CORRECTIV.Lokal aufgeht und mit diesem Angebot nunmehr konkrete Früchte trägt.

Beschreibung: Frauen, die einen Schwangerschaftsabbruch durchführen möchten, sind mit einer schlechten Informations- und Versorgungslage konfrontiert und werden stigmatisiert. Das zeigt die umfangreiche Recherche „Schwangerschaftsabbruch in Deutschland“ von CORRECTIV.Lokal in Kooperation mit „FragDenStaat“ und Lokalmedien. Sie deckt Missstände auf und lässt Betroffene selbst von traumatischen Erfahrungen berichten. Hilfreich ist zudem eine umfassende Datenbank, die darüber informiert, welche Kliniken Abbrüche vornehmen.

 
 



Teurer Wohnen

 

Preis verliehen für Recherche und Umsetzung

Internetadresse: detektor.fm/teurer-wohnen

Anbieter: detektor.fm, radioeins/rbb

Verantwortliche Personen:
Volker Bertelmann (Umsetzung)
Rabea Schloz (Recherche)
Benjamin Serdani (Umsetzung)
Charlotte Thielmann (Recherche)

Mitwirkende:
Diane Arapovic (Redaktion)
Christian Bollert (Executive Producer)
Jens Jarisch (Executive Producer)
Steen Lorenzen (Redaktion)
Scarlett Nimz (Covergestaltung)
Stephan Ziegert (Redaktion)

Begründung der Jury: „Diese Geschichte, die ich euch erzähle, die könnte eigentlich überall stattfinden“, sagt die Journalistin Charlotte Thielmann. Und genau das ist es, was den Podcast „Teurer Wohnen“ preiswürdig macht. In jeder größeren, aber mittlerweile auch kleineren Stadt in Deutschland gibt es sie, die Häuser, die seit vielen Jahren an Straßenecken oder in Häuserzeilen stehen, mehr oder weniger sanierungsbedürftig sind und dann plötzlich verschwinden. Und es gibt die Großbaustellen mit Hochglanzplakaten für Luxuswohnungen, einen überhitzten Immobilienmarkt und die Schwierigkeiten der Menschen in der Stadt, bezahlbaren Wohnraum zu finden. Das Autorinnenteam Charlotte Thielmann und Rabea Schloz fächert in der siebenteiligen Podcast-Serie an einem Beispiel aus Berlin-Charlottenburg auf, wie all das miteinander zusammenhängt. Immer tiefer tauchen die Journalistinnen in das Thema ein, ohne die Hörer*innen auf ihrer Reise durch Berlin und Brandenburg zu verlieren. Dabei schlüsseln sie Zusammenhänge auf, die komplizierter sind als erwartet und sich nicht mal eben nebenbei hören lassen. “Teurer Wohnen” liefert ein spannendes Stück vordergründig lokalen Wirtschaftsjournalismus zu einem Thema, das tatsächlich ein überregionales, gesamtgesellschaftliches und hochpolitisches ist. Für den Podcast wurde eine herausragende Rechercheleistung erbracht, die Antworten auf eine der relevanten sozialen Fragen der Gegenwart sucht. Das gelungene Konzept wurde hier konsequent umgesetzt und bleibt auch durch die Musik von Hauschka besonders in Erinnerung.

Beschreibung: Ein Haus mit billigen Mietwohnungen wird abgerissen, teures Eigentum entsteht. Und die Mieter*innen? Die Podcast-Serie „Teurer Wohnen“ von detektor.fm und radioeins vom rbb erzählt in sieben Teilen eine investigative Recherche aus Berlin, die als Beispiel für den globalisierten Immobilienmarkt steht. Ausgehend von einem Neubauprojekt in Charlottenburg wird gezeigt, wie ein international aufgestelltes Immobilienunternehmen agiert, die Politik bezahlbaren Wohnraum nicht schützen kann und wie sich dadurch die Städte verändern.

 
 



Preisträger des Grimme Online Award WISSEN und BILDUNG



Das Ende vom ewigen Eis

 

Preis verliehen für Recherche und Umsetzung

Internetadresse: www.tagesanzeiger.ch/thwaites-gletscher

Anbieter: Das Magazin/Tamedia

Verantwortliche Personen:
Laura Bachmann (Umsetzung)
Sebastian Broschinski (Umsetzung)
Carmen Brunner (Umsetzung)
Severin Bruttin (Umsetzung)
Nicolas Fäs (Umsetzung)
Mirja Gabathuler (Umsetzung)
Christof Gertsch (Recherche, Umsetzung)
Mikael Krogerus (Recherche, Umsetzung)
Vivienne Kuster (Umsetzung)
Maria Leutner (Umsetzung)
Boris Müller (Umsetzung)
Adrian Panholzer (Umsetzung)
Sarah Sbalchiero (Umsetzung)

Begründung der Jury: Die Autoren von „Das Ende vom ewigen Eis“ haben es geschafft, ein hochkomplexes naturwissenschaftliches Phänomen in einer zugänglichen Geschichte zu erzählen, die auch Nicht-Wissenschaftler*innen verstehen. Damit bringen sie ein brisantes und sehr aktuelles Thema aus der Nerd-Ecke in die breite Öffentlichkeit und zeigen ohne erhobenen Zeigefinger die erschreckenden Auswirkungen der Klimaerwärmung anhand eines treffenden und medial bisher selten aufbereiteten Beispiels. Die Leser*innen können die intensive und tiefgehende Recherche mitverfolgen und tauchen gemeinsam mit den Autoren weiter in das Thema ein. Dabei treffen sie auf gut ausgewählte Wissenschaftler*innen und erfahren Schritt für Schritt beinahe körperlich die Bedrohung, die vom Abschmelzen des Thwaites-Gletschers ausgeht. Der lesenswerte Inhalt und dessen kluger Aufbau tragen durch die fast schon provokative Länge des Textes, die lockere Sprache bietet eine kurzweilige Leseerfahrung und die richtige Wahl der Worte lässt die Rezipient*innen weiterlesen – immer auf der Suche nach mehr Information und stellenweise auch Unterhaltung. Und sollten noch Fragen offen sein, beantworten die Autoren diese in den Kommentaren. Nicht nur der Inhalt, sondern auch die schlichte visuelle Gestaltung des Longreads mit gezielt gesetzten Medienelementen überzeugt: Sie ist durch den gesamten Beitrag hindurch stimmig. Das Angebot ist ein herausragendes Beispiel dafür, wie mit wenigen Mitteln ein großer Effekt erzielt werden kann, dessen Ergebnis ein Stück fesselnder Wissenschaftsjournalismus ist.

Beschreibung: Viele tausend Kilometer entfernt von uns in der Antarktis entscheidet sich die Zukunft der Menschheit: Der Thwaites-Gletscher kollabiert. Die zu erwartenden Folgen sind verheerend: Der Meeresspiegel kann um 16 Meter ansteigen, ganze Landstriche versinken. Der Tagesanzeiger erklärt im Scrollytelling „Das Ende vom ewigen Eis“ in acht Kapiteln anschaulich die Bedeutung des Gletschers. Komplexe Sachverhalte werden mit Karten, Grafiken und Bildern verständlich gemacht. Ein dreiteiliger Podcast ergänzt das Angebot.

 
 



Im Takt: Wege in den Geschlossenen Jugendwerkhof Torgau

 

Preis verliehen für Idee und Umsetzung

Internetadresse: www.heimerziehung-ddr.de

Anbieter: Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau

Verantwortliche Personen:
Raphael Bergmann (Umsetzung)
Gabriele Beyler (Idee, Umsetzung)
Robert Cöllen (Umsetzung)
Christian Gaubert (Umsetzung)
Jens-Uwe Grau (Umsetzung)
Emil Kupfer (Umsetzung)
Alexander Lahl (Umsetzung)
Laura Ludwig (Umsetzung)
Viktoria Machulskaya (Umsetzung)
Max Mönch (Umsetzung)
Mike Plitt (Idee, Umsetzung)
Manuela Rummel (Umsetzung)
Hannes Schulze (Umsetzung)
Falk Schuster (Umsetzung)

Mitwirkende:
Yvonne Günther (Zeitzeugin)
Jana Mendes-Bogas (Zeitzeugin)
Alexander Müller (Zeitzeuge)

Begründung der Jury: Der Name allein war eine sprichwörtliche Drohung: “Wenn Du Dich nicht benimmst, kommst Du nach Torgau.” Was es aber damit auf sich hatte, ist noch kein gesamtdeutsches Wissen: Der dortige Geschlossene Jugendwerkhof war Teil des Unrechtssystems in der DDR, das sich durch die staatliche Einweisung von Kindern und Jugendlichen in Jugendwerkhöfe bereits an den Kleinsten verging, wenn diese sich nicht systemkonform verhielten oder auch nur auffällig benahmen. Facettenreich, schonungslos und gleichzeitig einfühlsam führt “Im Takt” durch die Geschichte der Heimerziehung in der DDR und mündet in dem besonders brutalen Geschlossenen Jugendwerkhof Torgau. Den detaillierten Blick auf den Alltag im Heim, die fachlichen Defizite des “pädagogischen” Personals und die Hinterlist der Heimleitung, die die Arglosigkeit der Kinder ausnutzte, sind einige der Themen des multimedialen Storytellings. Eindrücklich vermittelt die gute Aufbereitung die Heimtücke und die Bösartigkeit des Heimsystems in der ehemaligen DDR, ohne zu dramatisieren. “Im Takt: Wege in den Geschlossenen Jugendwerkhof Torgau” ist eine sorgsam recherchierte, beklemmende Zeitreise, bei der ehemalige Heimkinder als Zeitzeuginnen und Zeitzeugen von ihrem Martyrium erzählen. Original-Aufnahmen wechseln sich ab mit handschriftlichen Aufzeichnungen der Kinder. Ein beeindruckendes Angebot, das sowohl in journalistischer Hinsicht überzeugt, als auch alle Möglichkeiten der crossmedialen Erzählung eindrucksvoll unter Beweis stellt.

Beschreibung: „Torgau“ war eine Drohung in der DDR: Dort kamen die Jugendlichen hin, die sich in den Kinderheimen nicht auf die strenge sozialistische Spur bringen ließen. Das umfangreiche Scrollytelling „Im Takt: Wege in den Geschlossenen Jugendwerkhof Torgau“ der gleichnamigen Gedenkstätte erzählt dynamisch die Geschichte und erschreckende Praxis der DDR-Heimerziehung. Dabei kommen ausgiebig drei ehemalige Heimkinder zu Wort, die die User*innen an ihren persönlichen Eindrücken und Erfahrungen teilhaben lassen.

 
 



Stolpersteine NRW

 

Preis verliehen für Konzept und Realisierung

Internetadresse: stolpersteine.wdr.de

Anbieter: WDR

Verantwortliche Personen:
Marco Bellof (Realisierung)
Michelle Blum (Konzept)
Stefan Domke (Konzept, Realisierung)
Sandra Fomferek (Konzept)
Thomas Hallet (Konzept)
Ulrich Hendrix (Realisierung)
Luisa Höppner (Konzept)
Tom Koop (Realisierung)
Jule Küpper (Konzept)
Ole Leifels (Realisierung)
David Ohrndorf (Konzept)
Elena Riedlinger (Konzept, Realisierung)
Florian Schulz (Realisierung)
Isabel Surges (Konzept)

Mitwirkende:
Michael Kaes (Redaktionelle Verantwortung)
Stefan Moll (Redaktionelle Verantwortung)
Sowie weitere etwa 500 Personen, die an Recherche und Umsetzung beteiligt waren.

Begründung der Jury: Das Projekt "Stolpersteine NRW" verzeichnet auf einer interaktiven Karte alle rund 16.000 Stolpersteine in Nordrhein-Westfalen und beleuchtet die Hintergründe zu den Steinen. Das Angebot macht die Lebensgeschichten der Opfer in verschiedenen Formaten verfügbar. Während automatisierte Foto-Text-Strecken die Biografien in den historischen Kontext einbetten, visualisieren Infografiken verstörende Fakten und Zahlen zum Holocaust. Trotz der sachlichen Tonlage vermögen die Beiträge zu berühren. Die Inhalte sind hervorragend recherchiert und geben einen umfassenden Einblick in das Leben und Schicksal der Deportierten. Die Navigation in jeweils komplementär wirkender App und Website ermöglicht eine unkomplizierte Nutzung, ob zu Hause am Laptop oder vor Ort auf einer der vorgeschlagenen Routen mit dem Smartphone. Dabei hilft besonders die Möglichkeit, Stolpersteine nach Kriterien wie Geburtsjahr, Opfergruppen, Deportationsort oder Art der inhaltlichen Aufbereitung zu filtern. Lehrer*innen finden auf der Website gut aufbereitete Unterrichtsmaterialien – und Schüler*innen die Option, weitere Informationen einzupflegen. Das Projekt zeichnet sich insgesamt durch eine hohe gestalterische Qualität, gutes Storytelling und eine einwandfreie technische Umsetzung aus. Mit rund 230 Graphic Storys, rund 80 Audio Storys und über 1.000 Text Storys, die für das Projekt neu produziert wurden, ist es ein herausragendes digitales Angebot, das einen wichtigen Beitrag zur Erinnerungskultur leistet und das Potenzial hat, auf andere Regionen ausgedehnt zu werden.

Beschreibung: Mit „Stolpersteinen“ erinnert der Künstler Gunter Demnig an Menschen, die während des Nationalsozialismus verfolgt wurden. In der App und auf der Website „Stolpersteine NRW“ des WDR sind sie erfasst. Die Lebensgeschichten vieler Opfer sind als Graphic-Storys, Text, Audio und in einer AR-Umgebung verfügbar, in der sich virtuelle Kerzen platzieren lassen. In Zusammenarbeit mit Initiativen vor Ort macht die Anwendung Geschichte vor der Haustür erlebbar und arbeitet gegen das Vergessen an. Ein Vorbild auch für andere Regionen.

 
 



Preisträger des Grimme Online Award KULTUR und UNTERHALTUNG



Hand drauf

 

Preis verliehen für Redaktion und Präsentation

Internetadresse: www.instagram.com/hand.drauf

Anbieter: funk/WDR 

Verantwortliche Personen:
Teresa Bechtold (Redaktion)
Pia Billecke (Redaktion)
Maike Elger (Redaktion)
Nicolas Feißt (Redaktion)
Lena Hering (Redaktion)
Tobias Hölle (Präsentation)
Nora Holtgrefe (Redaktion)
Selina Kramer (Redaktion)
Toma Kubiliute (Präsentation)
Iris Meinhardt (Präsentation)
Jennifer Metaschk (Redaktion)
Björn Pfeiffer (Präsentation)
Melissa Wessel (Redaktion)

Mitwirkende:
Laura Schulte (funk-Partnermanagement)

Begründung der Jury: In der Regel erschließen Videos in Gebärdensprache Gehörlosen klassische Medienangebote nur als Zusatzangebot und in nur wenigen Fällen via Social Media. Der Instagram-Kanal „Hand drauf“ legt den Fokus auf die zeitgemäße Darstellung von Themen für Gehörlose, auf die man als hörende Person mitunter nicht kommt. Die Beiträge aus und für die Community befassen sich neben Alltagsthemen (ein verlorener Schlüsselbund oder eine überlaufende Badewanne werden von Gehörlosen zum Beispiel nicht bemerkt) auch mit strukturellen Problemen wie der Kommunikation mit der Polizei. Die informativen und unterhaltsamen Videos in Deutscher Gebärdensprache werden durch Untertitel ergänzt – so erschließt das auf seine Art muttersprachliche Angebot auch Hörenden die Welt der Gehörlosen und zeigt beispielhaft, vor welche Herausforderungen Menschen mit Behinderungen oft gestellt werden. Das ist Inklusion: Anderen die Teilhabe an der eigenen Lebenswirklichkeit und dem eigenen Blick auf die Welt zu ermöglichen, um letztlich die Abgrenzung zu verkleinern. Im Zuge einer Gesetzgebung, die bereits heute von öffentlichen Einrichtungen – und bis 2025 auch von (Medien-)Unternehmen – die Barrierefreiheit in der Kommunikation verlangt, ist „Hand drauf“ Vorreiter für inklusive digitale Angebote: Das Redaktionsteam schafft durch die Themensetzung Verständnis für die Belange von Gehörlosen über einen reinen Gesetzestext hinaus. Und präsentiert schon jetzt auf der – dem ersten Anschein nach – nicht-inklusiven Plattform Instagram inkludierende Inhalte.

Beschreibung: In Deutschland leben etwa 83.000 gehörlose Menschen. Für viele von ihnen ist die Deutsche Gebärdensprache Muttersprache. In Medien ist Gebärdensprache aber höchstens ein Zusatzangebot. Nicht so beim Instagram-Kanal „Hand drauf“ von funk: Gehörlose Hosts bieten Information und Unterhaltung für die Deaf Community in Deutscher Gebärdensprache. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Themen, die Gehörlose betreffen, aber für alle interessant sind. Untertitel sorgen dafür, dass auch Hörende einbezogen werden – ganz inklusiv eben.

 
 



TO BE SEEN. queer lives 1900-1950

 

Preis verliehen für Konzept und Recherche

Internetadresse:  www.stories.nsdoku.de/tobeseen

Anbieter: NS-Dokumentationszentrum München

Verantwortliche Personen:
Juliane Bischoff (Recherche)
Angela Hermann (Recherche)
Ilona Holzmeier (Konzept)
Sebastian Huber (Recherche)
Karolina Kühn (Konzept, Recherche)
Anna Straetmans (Recherche)
Ulla-Britta Vollhardt (Recherche)

Begründung der Jury: Ungeheuer alt sind die Begriffe LGBTQI* und "queer" noch nicht. Doch was sie bezeichnen, ist beileibe nicht neu. Das zeigen zahlreiche Fotos, Filmausschnitte und Lieder auf der Ausstellungs-Seite "TO BE SEEN. queer lives 1900-1950" des NS-Dokumentationszentrums München. Konzipiert als textbasiertes, chronologisches Scrollytelling, verfolgt die Online-Ausstellung vom Anfang des 20. Jahrhunderts an die Vielfalt von queeren Medien und Engagement, von avantgardistischen wie populären Kunstformen sowie Zensur, von Lebensentwürfen, Selbstermächtigung und Verfolgung durch die politischen Systeme in Deutschland. Sie spannt dabei den Bogen vom wilhelminischen Kaiserreich, mit dessen Gründung Homosexualität in einigen süddeutschen Ländern überhaupt erst strafbar wurde, über die Weimarer Republik in die nicht nur "goldenen" 20er Jahre. Über die brutale Zerstörung der Subkulturen im Nationalsozialismus geht es bis in die frühe Bundesrepublik, in der sich keineswegs alles zum Besseren wandelte. Geschichten einzelner Persönlichkeiten ziehen die Nutzer*innen durch das Angebot. Die akribisch zusammengetragene Fülle von Material und Informationen beeindruckt und vermittelt Wissen auf sehr anschauliche Weise. Dabei scheut die schlicht gestaltete Seite keine Ambivalenz, sondern setzt auf eine kluge Auswahl an Medien und Mitteln, um gegenwärtigen Zeitgenoss*innen ein umfassendes Bild von den Modernen der Vergangenheit, von den Brüchen und Kontinuitätslinien zu geben, die die Vorgeschichte der laufenden Echtzeit bilden.

Beschreibung: Zu Beginn des 20. Jahrhunderts existierte in Deutschland eine erstaunliche Vielfalt queeren Lebens – die zwischen 1933 und 1945 zerstört wurde. In fünf Kapiteln erzählt die multimediale Ausstellungsdokumentation „TO BE SEEN. queer lives 1900-1950“ des NS-Dokumentationszentrums München aus diesen 50 Jahren. Neben fundierten Textabschnitten vermitteln Originaldokumente, zahlreiche Fotos sowie Film- und Musikausschnitte Hintergründe und die Stimmung der jeweiligen Zeit und schaffen so ein Archiv queerer Geschichte.

 
 



Preisträger des Grimme Online Award PUBLIKUMSPREIS



Doktor Whatson

 

Wie ein Korrespondent aus der Zukunft wirkt „Doktor Whatson“ alias Cedric Engels manchmal in seinen YouTube-Videos, wenn es um Strom aus dem All oder KI-gestützte Schnittstellen im Hirn geht. Auf dem Wissenschaftskanal werden jeden Sonntag Videos veröffentlicht, die den 300.000 Abonnent*innen gut recherchierte Themen aus Physik, Umwelt, Philosophie, Nachhaltigkeit oder Technologie verständlich erklären. Dabei nutzt das Team aufwändige Animationen und liefert immer Quellen mit.

Anbieter: TWENTYTWO Film GmbH

Idee, Moderation: Cedric Engels

Redaktionsleitung: Jonas Bradtke

Redaktion: Dennis Eckmeier, Carolin Riethmüller, Lia Springer

Kamera: Marian Knittler, Pascal Rausch

Leitung Postproduktion: Marian Knittler

Schnitt: Stefan Dämmig, Hannes Gabelmann, Maria Hartig, Ivan Kolesov, Pascal Rausch

Animationen: Stefan Dämmig, Marian Knittler

Produktion: Cedric Engels, Manuel Zilleken

Produktionsassistenz: Jakob Göß

 

Internetadresse: www.youtube.com/DoktorWhatson

 

Mehr zu diesem Angebot auf unserem Blog "quergewebt"